Französischer Maler; an der École des Beaux-Arts ausgebildet, orientierte er sich zunächst an den Werken Ingres, Delacroix und Millet, bevor er sich der damals gängigen impressionistischen Malweise in seinem ersten Bild Badeplatz in Asnières (1883) zuwandte. Er begann Bilder zu malen, in denen er Form und Raum aus Licht und Schatten aufbaute. Die physikalische Farbzerlegung und farbwissenschaftliche Studien führten ihn nach spätimpressionistischen Gemälden zusammen mit Paul Signacs, der das Bild 1884 im von Seurat mitbegründeten Salon des Indépendants bewundert hatte, zur Begründung des Pointillismus. Die gleichzeitigige Überwindung des Illusionismus durch einen strengen, geometrisierenden Bildaufbau schuf grundlegende Voraussetzungen für die weitere Entwicklung der modernen Kunst.
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Un dimanche après-midi à l'Île de la Grande Jatte (1884-86)
Paris, Cimetière du Père Lachaise
Österreichische Architektin und Innenraumgestalterin, erste weibliche Teilnehmerin an Kursen der K.u.K. Kunstgewerbeschule (heute Universität der angewandten Künste Wien), an der anerkannte Künstler unterrichteten. Nach ihrer Graduierung arbeitete sie mit ihrem Mentor Adolf Loos zusammen und plante - sozial engagiert - Wohnhäuser für Invaliden und Veteranen des I Weltkrieges. 1925 wurde sie von Ernst May zum Hochbauamt des Stadtrates von Frankfurt am Main berufen, entwarf Kindergärten, Studentenheime, Schulen und ähnliche Gemeinschaftsgebäude und die sog. Frankfurter Küche, den Prototyp der heutigen Einbauküchen. In Frankfurt lernte sie auch ihren späteren Mann, Wilhelm Schütte, kennen, mit dem sie 1930 nach Moskau ging, wo sie am Bau der Industriestadt Magnitogorsk beteiligt war, die seit 1929 im Zusammenhang mit der Errichtung eines auf den 5-Jahres-Plan Stalins besierenden Hüttenkombinats errichtet wurde. 1937 verließ sie wegen der zunehmenden Säuberungen durch Stalin die Sowjetunion, ging nach London, später nach Paris. Als Mitglied der KPÖ, der sie 1939 beigetreten war, wurde sie, nachdem sie im Winter 1940 nach Wien zurückgekehrt war, dort 1941 verhaftet, zu Zuchthaus verurteilt, aus dem sie erst im April 1945 von amerikanischen Truppen befreit wurde. Während sie nach dem Krieg in Österreich wegen ihrer politischen Einstellung kaum Aufträge erhielt, trat sie mit Architekturentwürfen in Bulgarien, China, Kuba und in der DDR hervor. In Österreich wurde ihr Gesamtwerk erst 1993 Wien mit einer umfassenden Ausstellung gewürdigt.
Auszeichnungen u.a.: Architekturpreis der Stadt Wien (1980).
Wien, Zentralfriedhof
Deutscher Maler; übersiedelte 1911 mit den Eltern nach Berlin, verbrachte von 1924 bis 1927 Lehre und Gesellenzeit als Schildermaler, studierte ab 1933 an der Hochschule für bildende Künste Charlottenburg, war ab 1934 freiberuflich tätig und von 1939 bis 1945 Soldat. Von 1946 bis 1975 Professor an der Kunsthochschule Weißensee, seit 1972 Mitglied der Akademie der Künste der DDR, erhielt zahlreiche Ehrungen.
Ludwig Michael von Schwanthaler (seit 1844)
Deutscher Bildhauer; entstammte der Bildhauerfamilie Schwanthaler aus dem oberösterreichischen Ried im Innkreis; legte 1819 am Wilhelmsgymnasium in München sein Abitur ab und studierte an Münchner Akademie der Künste. Ursprünglich wollte er Maler werden, verließ aber die Akademie, da deren Direktor ihn als untalentiert bezeichnet hatte. Nach dem Todes des Vater im Jahre 1820 mußte er dessen Bildhauerwerkstatt übernehmen und schuf Grabdenkmäler und Büsten von Verstorbenen etc., versah aber auch Stuckaturarbeiten für Bauten. Auf Anregung von Peter Cornelius, mit dem er befreundet war und der mit der Ausführung von Fresken in der Glyptothek beauftragt war, gelang es Schwanthaler an der Schaffung der für die Hallen bestimmten Skulpturen mitzuwirken. Schwanthaler, derdas besondere Vertrauendes baufreudigen König Ludwig I. von Bayern erlangt hatte, konnte 1826 konnte er mittels eine Stipendiums des Königs eine Studienreise nach Italien unternehmen, die er nutzte
sich auf die bevorstehenden Aufgaben vorzubereiten; wie schon bei seinem ersten Italienaufenthalt, den er aus gesundheitlichen Gründen hatte verkürzen müssen, trat er bei der zweiten Reise im Jahre 1832 in Rom Berthel Thorvaldsen, der dort seit 1797 (mit Unterbrechungen) lebte und ihm Ratschläge erteilte, die sich u.a. in seinen zahlreichen Modellen und vielen Zeichnungen zu den Skulpturen und Gemälden für die Ausschmückung der neuen Residenz niederschlugen. 1835 erfolgte Schwanthalers Ernennung zum Professor an der Münchener Akademie, wodurch sich der Kreis seiner Tätigkeit noch erweiterte, so daß er bald eine große Schar von Malern, Plastikern, Erzgießern und Technikern engagieren mußte, um die vielen aufträge ausführen zu können. So schuf er in des Königs Auftrag zahlreiche romatisch-klassizistische Denkmäler, darunter sein wohl bekanntestes Werk, die Bavaria, die zwischen 1844 und 1848 von Ferdinand von Miller gegossen und 1850 vor der Ruhmeshalle auf der Theresienwiese in München aufgestellt wurde.
Werke u.a.: Mozartstatue (1842) am Mozartplatz in Salzburg, Nymphe (1848) in Schloß Anif bei Salzburg, Statue des Ludwigsmonuments in Darmstadt.
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Die Bavaria auf der Theresienhöhe oberhalb der Theresienwiese in München (Aufnahme zw. 1890 und 1905)
München, Alter Südl. Friedhof
Berlin, Französischer Friedhof (Liesenstr.)
Johann Heinrich Wilhelm Tischbein sog. Goethe-Tischbein
Deutscher Maler; Neffe von Johann Heinrich Tischbein (*1725, †1791) und in Hamburg dessen Schüler; bildete sich in Holland, malte ab 1777 in Berlin recht erfolgreich Portraits, bevor er 1779, ausgestattet mit einem Stipendium der Kasseler Akademie, nach Rom ging; er wäre gerne länger geblieben, mußte den Aufenthalt 1781 jedoch wegen Geldmangels abbrechen. 1781/82 hielt er sich in Zürich auf, wo er den Physiognomen Johann Kaspar Lavater und den Philologen Karl Bodmer kennenlernte. 1783, nachdem ihm Herzog Ernst II. von Gotha-Altenburg durch Vermittlung Goethes ein Stipendium von jährlich 100 Dukaten bewilligt worden war, konnte er nach Rom zurückkehren, wo er nach der Antike zeichnete und die Werke Raffaels und Michelangelos studierte.
Goethe in seiner römischen Wohnung
1787 reiste er mit Goethe, den er erst in Rom persönlich kennengelernt hatte, nach Neapel und war dort von 1789 bis zum Einmarsch französischer Truppen im Jahre 1799 Direktor der Accademia di Belle Arti. Im Jahre 1791 war er dort an einer Zusammenstellung für die Veröffentlichung der Sammlung antiker Vasen des britischen Konsul Sir William Hamilton (*1730, †1803), Ehemann der Lady Hamilton, beteiligt.
Lady Hamilton
1799 übersiedelte er nach Kassel, von dort 1801 nach Hamburg und schließlich 1808 als Hofmaler des Prinzregenten von Oldenburg in die herzogliche Sommerresidenz nach Eutin. Tischbein malte neben Porträts (Goethe in der römischen Campagna, 1787; Frankfurt/Main, Städelsches Kunstinstitut) Historienbilder, Idyllen, Tierbilder und Stilleben.
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Iphigenie und Orest (1788); Iphiginie ist dargestellt durch Lady Hamilton, deren Züge auch eine der Furien trägt.
Inschrift:
Hier Ruhet
Heinrich Wilhelm Tischbein
Wailand
Direktor
der
Königlichen
Malerakademie
zu Neapel
geb. 15. Februar 1751
gest. 26. Juni 1829
Geliebt Entbehrt Beweint
Ist er mit Gott vereint
Sein Geist lebt hier und dort
Jenseits des Grabes fort
Friede Friede
Sey mit seiner Asche
Sein Geist lebt hier und dort
Jenseits des Grabes
Deutscher Bildhauer, Zeichner, Grafiker und Dichter; studierte von 1888 bis 1891 an der Hamburger Kunstgewerbeschule, danach bis 1895 an der Dresdner Akademie und hielt sich 1895 und 1897 in Paris auf; obwohl zunächst dem Jugendstil anhängend, fand er auf einer Reise nach Rußland (1906) das, was er gesucht hatte: Ursprünglichkeit und plastische Sprache. Ab 1910 lebte er in Güstrow, wo er sein Haus am Inselsee ganz nach seinen Vorstellungen und Bedürfnissen erbaute und einrichtete. 1913 wurde er Mitglied der Berliner Sezession, 1919 ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Künste. In den 20er Jahren setzte er sich mit Fragen der Kriegerdenkmäler auseinander. Er verstand sie als “Denkzeichen”. Seine Holzskulpturen gelten als sein plastisches Hauptwerk, mit ihnen trug er maßgeblich zur Neuorientierung in der modernen Skulptur des 20. Jahrhunderts bei. Als Schriftsteller schrieb er acht Dramen, zwei Romanfragmente, eine autobiographische Erzählung, Tagebücher, Kurzprosa. Während des Dritten Reiches waren seine Werke und Schriften verboten, und er wurde mit Berufsverbot belegt sowie 1938 sein Austritt aus der Preußischen Akademie der Künste erzwungen. Viele seiner Skulpturen (Ehren- und Mahnmale) wurden als “entartete Kunst” nach 1933 entfernt bzw. zerstört, aber nach 1945 wieder hergestellt worden sind (z.B. Der schwebende Engel im Dom von Güstrow, Der Geistkämpfer in Kiel und eine Figurengruppe im Magdeburger Dom).
Auszeichnungen u.a.: Kleist-Preis (1924)
Ratzeburg, Friedhof a.d. Seehoferstraße
Deutscher Bildhauer; Sohn eines Bildhauers; nach einer Ausbildung zum Bildhauer bei dem Rudolstädter Hofbildhauer Karl Adolph Kändler, war er ab 1766 zunächst in seiner Geburtsstadt als selbständiger Handwerker tätig, bevor er 1773 aufgrund einer Berufung durch Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach eine Anstellung als Hofbildhauer am Weimarer Fürstenhof fand. 1781 wurde er Kunstlehrer an der dortigen Fürstlichen Freien Zeichenschule, die Herzog Carl August gerade gegründet hatte.
Schlangenstein im Goethe-Park in Weimar mit der Inschrift Genio huius loci (Dem Genius dieses Ortes) fecit 1787
Spätestens 1778 machte er auch persönlich die Bekanntschaft mit Johann Wolfgang Goethe, als er eine Goethe-Büste schuf. Neben dieser schuf er u.a. Büsten von Johann Gottfried Herder und Christian Martin Wieland sowie Adam Friedrich Oeser, Johann Georg Jacobi und Johann Karl August Musäus. Außerdem schuf Klauer das sog. Ochsenauge und die Sphinx im Park an der Ilm, den mit der Inschrift “Mozart und die Musen” versehenen sog. Mozart-Stein im Tiefurter Park und den allerdings von Anna Amalia entworfenen zum Gedächtnis an den Tod ihres zweiten Sohn in Auftrag gegebenen und ebenfalls dort errichteten Kenotaph. Klauer fertigte auch zahlreiche Terrakotten, und 1789 begründete er eine Kunstbacksteinfabrik, die er zusammen mit Friedrich Justin Bertuch betrieb.
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Neprunbrunnen auf dem Marktplatz in Weimar (fecit Martin Gottlieb Klauer)
Weimar, St.Jacobs-Friedhof
Franz Seraph Johann Nepomuk Pettrich
Böhmischer Bildhauer; Sohn eines Tischlers; erlernte sein Metier bei einem Steinmetz im nordböhmischen Leitmeritz (heute Litoměřice, Tschechien). Nach anschließender Wanderschaft begann er in Dresden ein Studium insbesondere der Malerei an der Kunstakademie u.a. bei Johann Baptist Casanova, der dort seit 1764 Direktor war. Bald erhielt er erste Aufträge, und 1795 erfolgte seine Ernennung zum Hofbildhauer durch Kurfürst Friedrich August III., den späteren sächsischen König Friedrich August I.. Im Herbst 1801 brach er zu einer Reise nach Italien auf und bildete sich ab 1802 in Rom in der Bearbeitung von Marmor weiter. 1805 kehrte er aus Italien nach Dresden zurück. Ab Dezember 1815 war er dann als Lehrer für Bildhauerei an der Dresdner Kunstakademie tätig, wo u.a. ab 1823 Ernst Rietschel einer seiner Schüler war.
Pettrich gilt als der bedeutendste Künstler seines Fachs, der in der Hochphase dieser Epoche im Königreich Sachsen gewirkt hat. Insbesondere in Dresden befinden sich zahlreiche seiner Werke, dort auch auf verschiedenen Friedhöfen Grabmäler, u.a. auch dasjenige seines ehemaligen Lehrers Casanova.. .
Dresden, Alter (Innerer) katholischer Friedhof
Hinweis: Das Grab Franz Pettrichs ist dasjenige rechts im Vordergrund. Im Hintergrund befindet sich der von ihm aufwendig geschaffene Grabstein seiner beiden früh verstorbenen Ehefrauen.
Gabriel Ritter von Seidl (seit 1900)
Deutscher Architekt; Sohn eines wohlhabenden Bäckers; studierte Maschinenbau an der Polytechnischen Schule München und arbeitete einige Zeit als Maschinentechniker in England, bevor er sich der Architektur zuwandte und begann, an der Münchner Akademie Architektur zu studieren. 1870 unterbrach er seine Studien, um als Freiwilliger am Deutsch-Französischen Krieg teilzunehmen. Nachdem er sein Studium beendet hatte, hielt er sich 1878 zu Studienzwecken in Rom auf. Nach seiner Rückkehr eröffnete er in München ein Atelier für Innendekoration. Seidl, der Mitglied des 1851 gegründeten Münchner Kunstgewerbevereins war, schuf in historisierenden Stilformen zahlreiche öffentliche und private Bauten, u.a. errichtete er die Villa des “Malerfürsten”Franz von Lenbach, sowie die Bierpaläste der Spatenbräu in München und Berlin (seine Ehefrau Therese war die Tochter des Brauers Gabriel Sedlmayr, Eigentümer der Spatenbräu). In Speyer schuf er das Historische Museum, was ihm 1909 die Ehrenbürgerschaft der Stadt einbrachte.
Hauptwerke: Rathäuser in Ingolstadt und Worms, Bayrische Nationalmuseum (1899), Münchener Künstlerhaus (1900), Deutsche Museum (1906ff.), von seinem Bruder Emanuel von Seidl (*1856, 1919) 1925 vollendet.
München, Alter Südlicher Friedhof
Omnibus salutem!