Äbtissin; Tochter des Herzogs Eticho. Der Legende nach kam sie blind zur Welt, so daß ihr Vater sie töten lassen wollte. Ihre Mutter bewahrte sie allerdings vor diesem Schicksal, indem sie das Kind in das östlich von Besançon gelegene Kloster von Baume-les-Dames gab. Als sie im Alter von zwölf Jahren von Erhard von Regensburg getauft wurde, erlangte sie das Augenlicht und kehrte zu ihren Eltern zurück. Sie mußte sich wiederum vor ihrem Vater in Sicherheit bringen, indem sie sich in einer Höhle verbarg (diese Höhle liegt gemäß der jeweiligen Quelle entweder in Arlesheim bei Basel oder im Musbachtal bei Freiburg im Breisgau. An beiden Orten ist eine Verehrung bis mindestens ins 15. Jahrhundert feststellbar). Nachdem sie sich mit ihrem Vater versöhnt hatte, schenkte er ihr ein Besitztum auf der Hohenburg im Elsaß, dem späteren Odilienberg, wo sie 690 ein Kloster gründete. Im ebenfalls von ihr gegründeten Kloster Niedermünster am Fuß des Odilienberges starb sie. Der Odilienberg ist der wichtigste Wallfahrtsort des Elsaß, wo sie als Schutzpatronin des Elsaß verehrt wird. Das Wasser der dortiger Quelle gilt bei Augenleiden als heilsam.
Tag: 13.12.
Obernai (Elsaß), Grabkapelle auf dem Odilienberg - Mont Sainte-Odile
Deutscher Theologe (ev.); studierte nach seinem dem Wehrdienst im Zweiten Weltkrieg Evangelische Theologie zuerst in Marburg, dann Berlin, sowie bei Karl Barth in Basel; nach einem Vikariat in Lindau und einem nicht beendten Promotionsstudium bei Helmut Gollwitzer in Bonn übernahm er Pfarrerstellen in Euskirchen und Langenfeld-Immigrath und war ab Mai 1957 Studentenpfarrer in Berlin. Seit 1961 arbeitete er in der Christlichen Friedenskonferenz (CFK) mit. 1963 wurde er Assistent Gollwitzers in Berlin und promovierte schließlich 1967 bei Karl Barth. Seine Hibilitationsschrift über Karl Barth als Sozialist geriet zu einem skandal und wurde mit knapper Mehrheit abgelehnt, woraufhin Gollwitzer seinen Lehrauftrag an der Kirchlichen Hochschule niederlegte. Die Habilitation erfolgte schließlich an der Freien Universität Berlin (FU) und wurde dort Professor am Institut für Evangelische Theologie. Seine Habilitationsschrift erschien 1973 unter dem Titel Theologie und Sozialismus: Das Beispiel Karl Barth. In den 1970er Jahren wurde Marquardt zunehmend als pointierte Stimme im jüdisch-christlichem Dialog bekannt. Seine 1974 erschienene kurze, aber provokante Studie Die Juden im Römerbrief wurde ein Meilenstein der Diskussion.
Berlin, St. Annen Kirchhof, Dahlem-Dorf
Englischer Erzbischof; studierte in Cambridge und war dort später Professor für Theologie. Er unterstützte Heinrichs VIII. Scheidung von Katharina von Aragón, worauf dieser ihn am 22. 8.1532 zum Nachfolger von Erzbischof William Warham (*1450, †1532) erklärte. Im Januar 1533 erklärte er die Ehe Heinrichs VIII. mit Anna Boleyn für gültig und die Ehe mit Katharina für nichtig. Am 30.3.1533 wurde er als Erzbischof von Canterbury bestätigt. Allerdings zog er den Zorn des Papstes auf sich: Der Vatikan drohte zunächst mit dem Bann, und ein Jahr später wurde Cranmer gebannt. Heinrich VIII. erklärte daraufhin die Loslösung der englischen Kirche von Rom und sich selbst zu ihrem Oberhaupt. 1540 löste Cranmer auch die Ehe Heinrichs mit Anna von Kleve. 1547 stellte Cranmer, der jetzt die Reformation förderte, das Book of Common Prayer zusammen, die bis heute fortwirkende Agende der anglikanischen Kirche. Von ihm stammen die Fassungen des Common Prayer Book von 1549 und 1552 und die 42 Artikel der anglikanischen Kirche von 1553, auf denen die späteren 39 Artikel der Kirche von England beruhen. Auf Cranmer geht u.a. auch die Verbreitung der Bibel in englischer Sprache zurück. Unter der gegenreformatorischen Regierung Marias der Katholischen wurde Cranmer auf dem Scheiterhaufen als Häretiker verbrannt.
Verbrennung Cranmers (Darstellung von 1563)
Israel von Stolin [hebräisch ישראל מסטולי] né Israel Perlow
Rabbiner, Mystiker; entstammte einer berühmten Rabbiner-Dynastie des Chassidismus - schon sein Großvater und sein Vater waren bedeutende Rabbiner. Als beide in kurzem zeitlichem Abstand nacheinander verstarben, wurde Israel von der chassidischen Gemeinde zum künftigen Zaddik bestimmt; den Titel erhielt er offiziell bei Erreichen des 13. Lebensjahres. Israel, obwohl nicht in Frankfurt am Main lebend, sondern Heilung von einem Herzleiden in Bad Nauheim suchend, als “Der Frankfurter” apostrophiert, galt lt. Zeitzeugen als ein hervorragender Lehrer mit wissenschaftlichen Kenntnisse und musischen Fähigkeiten. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg wurde er zu den sogenannten "Gerechten" (Zaddik), die im Chassidismus verehrt werden und von denen es nach Überzeugung der Gläubigen auf der Erde immer nur 36 gleichzeitig Zeit geben kann, verehrt. Ein Zaddik gilt als Mittler zwischen Gott und den Menschen; daher gilt es als besonders vielversprechend, wenn man seine Wünsche am Grab eines Zaddik hinterläßt, was die große Anzahl der Notizen erklärt
Inschrift: Hier ist beerdigt unser Meister und Lehrer von Stolin, Rebbe Israel, Sohn des rechtschaffenen Rabbi Osher. Sein Andenken sei gesegnet. Er starb am Tag 3. der Woche, am 2 Tag von Rosh Haschona 5682. Möge seine Seele verbunden sein mit allen heiligen Seelen.
Italienischer Kardinal; Erzbischof von Turin (1965-77); studierte in Mailand und Turin Katholische Theologie und Philosophie und wurde am 19.9.1925 zum Priester geweiht. Von 1929 bis 1933 war er Geistlicher Direktor am Seminar von Fossano, von 1933 bis 1943 im dortigen Bistum mit verschiedene leitenden Aufgaben betraut, gehörte von 1943 bis 1965 als Dozent der Katholischen Fakultät der Universität Turin an und wurde 1965 zum Erzbischof von Turin ernannt. 1967 nahm ihn Papst Paul VI. als Kardinalpriester mit der Titelkirche Santissimo Nome di Gesù in das Kardinalskollegium auf. Kardinal Pellegrino war Mitunterzeichner des Dokuments “Freunde von Aldo Moro”, in dem diese erklärten, daß dessen Brief aus dem “Volksgefängnis” ein Fälschung sei.
Oxford, The Martyrs’ Cross, Broad Street
Centallo OT Roata Chiusani (Prov. Cuneo)
Hinweis: Es gilt als nicht gesichert, daß der Scheiterhaufen, auf dem Cranmer verbrannt wurde, an dieser Stelle stand.
Frankfurt am Main, Jüdischer Friedhof (Rat-Beil-Str.)
Selige (kath.); Prämonstratenserin; Tochter des Landgrafen Ludwig von Thüringen, der kurz vor ihrer Geburt starb, und der Heiligen Elisabeth von Thüringen; Schwester Sophias von Brabant (*1224, †1275); im Alter von eineinhalb Jahren wurde sie den Prämonstratenserinnen des Klosters von Altenberg zur Erziehung übergeben, dem Kloster, dessen im Jahre 1167 gegründeten Ordenskonvents sie ab 1248 als dritte Meisterin vorstand und das Amt fast 50 Jahre lang innehalten würde. Als solche ließ sie auf eigene Kosten das Kloster um die Stiftskirche und das Konventsgebäude erweitern und gründete ein nach ihrer Mutter benanntes Armenhospital, in dem sie selbst auch mitwirkte. 1270 führte sie in ihrem Kloster das Fronleichnamfest ein.
In Erinnerung an ihren Vater, der 1227 zum 5. Kreuzzug aufgebrochen und ums Leben gekommen war, war sie eine Befürworterin der Kreuzzüge ins Heilige Land. 1270 führte sie n ihrem Kloster das Fronleichnamfest ein.
Altenberg (Lahn-Dill-Kreis), Klosterkirche, Chor
Hinweis: Die Tumba (=Leergrab) wurde nach ihrer Seligsprechung im Jahr 1348 über ihrem Grab vor dem Hauptaltar der Klosterkirche die Tumba errichtet.
Samson Wertheimer [hebräisch שמשון ורטהיימר]
Deutsch-österreichische kaiserlicher Hoffaktor und Oberrabbiner; der Sohn von Joseph Josel Wertheimer (*1626, †1713) wurde in den Jeschiwas (i.e. Talmudschulen) in seiner Geburtsstadt und in Frankfurt am Main erzogen. Im. Dezember 1684 kam er nach Österreich, wo er durch Vermittlung Samuel Oppenheimers (*1653, †1703), dem damaligen Wiener Hofjuden und ”Fugger seiner Zeit“ zu den Finanzgeschäften am Wiener Hof zugelassen wurde und während der Abwesenheit Oppenheimers diesen in Geschäften mit der österreichischen Regierung vertrat und so bald das Vertrauen Kaiser Leopolds I. gewinnen konnte. Gemeinsam mit Oppenheimer unterstützte er den Kaiser mit Geld für die Ausrüstung der kaiserlichen Armee und für die Lieferung von Lebensmitteln während des Spanischen Erbfolgekrieges. Als Oppenheimer zwei Jahre nach Beginn des Krieges starb, übernahm Wertheimer als alleiniger Kreditgeber der österreichischen Regierung auch dessen Geschäfte und wurde zum kaiserlichen Hoffaktor ernannt; zugleich wurden auf zwanzig Jahre seine Privilegien einer freien Religionsausübung, der Bürgerschaft und der Steuerfreiheit erweitert. Joseph I., der seinem Vater Leopold 1705 auf dem Thron folgte, bestätigte den Titel und die Privilegien Wertheimers, und dieser wurde auch dessen Geldgeber und Gläubiger. Außerdem hatte er persönliche Beziehungen zu Prinz Eugen, dem 300.000 Gulden von Joseph I. und weitere 100.000 Gulden von dessen Bruder Karl VI. versprochen waren, zahlte.
Wertheimer übte rabbinischen Funktionen in Eisenstadt aus, da seit 1670 eine jüdische Gemeinde in Wien nicht mehr zugelassen wurde. Zur jüdischen Gemeinde in Eisenstadt gehörten weitere sieben Gemeinden gehörte, in denen auf Einladung von Paul I. Fürst Esterházy jüdisches Leben willkommen war1. Nach Abschluß der Zweiten Wiener Türkenbelagerung lebte er in Wien und gründete dort eine der reichsten und angesehensten Familien des Heiligen Römischen Reiches. Vor seinem Haus waren zehn kaiserliche Soldaten als Wächter postiert. Er besaß viele der Schlösser und Gärten in Wien und zahlreiche Ländereien und Häuser in Deutschland, so in in seiner Geburtsstadt und in Frankfurt am Main, wo eine Tochter Wertheimers lebte und dort mit dem Bankier Moses Löb Isaak zur Kann - Mitglied einer der einflußreichsten Frankfurter jüdischen Familien - verheiratet war. Als er nach dem Großbrand in der Frankfurter Judengasse am 14.1.1711 für seinen Stiefsohn Isaac Nathan Oppenheimer ein vierstöckiges, massives, steinernes Haus in Frankfurt erbauen wollte, verweigerte ihm der Rat der Stadt fünf Jahre lang die Baugenehmigung; erst 1717 konnte, auf mehrfachem Druck des Kaisers, mit dem Bau begonnen werden. 1887 wurde es abgerissen.
Wertheim, der auch der “Juden Kaiser” genannt wurde, .verfügte über ein großes talmudisches Wissen und besaß den Titel eines ungarischen Landesrabbiners. Zu seinen Schülerngehörte der Talmudist und Kabbalist Jonathan Eybeschütz. Wertheim gründete Schulen und verteilte große Mengen an Geld in Europa und im Heiligen Land. 1708 zog sich Samson Wertheimer vom Geldgeschäft zurück und übergab diese an seinen Sohn Wolf Wertheimer.
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1 Wertheimers Haus in Eisenstadt beherbergt heute das Österreichische Jüdische Museum.
Wien, Jüdischer Friedhof Rossau
Hinweis: Nachdem die Grabsteine des im 16. Jahrhundert angelegten jüdischen Friedhofs, der heute eingebettet zwischen Wohnnhäusern, im Hof eines Altenwohnheims in der Seegasse liegt, wiederentdeckt worden waren, wurde Mitte der 1980er Jahre eine umfangreiche Restaurierung vorgenommen. Im 17. Und 18. Jahrhundert waren dort zahlreiche Berühmtheiten der jüdischen Gemeinde bestattet worden, darunter auch Jew Samuel Oppenheimer, der das jüdische Hospital gegründet hatte, hinter dem der Friedhof lag, und Samson Wertheimer.
Wertheimers Grab: Mitte Hintergrund
Brasilianischer Geistlicher; Erzbischof von Olinda und Recife (1964-85); empfing 1931 die Priesterweihe und war danach als Nationalsekretär der Katholischen Aktion, einer Laienbewegung, die von Papst Pius XI. organisiert wurde, und später als Staatsekretär tätig.
Câmara gründete die ersten kirchlichen Basisgemeinden in Brasilien und gehörte zu den profiliertesten Vertretern der Befreiungstheologie. Er galt als einer der bedeutendsten Kämpfer für die Menschenrechte in Brasilien, der in aller Welt die Folterer und Mörder während der Militärdiktatur von 1964 bis 1985 anprangerte. Câmara unterstützte die Basisgemeindebewegung, setzte sich (u.a. in sozialen Projekten) für die Verbesserung der Lebenssituation der sozial unterpriviligierten Bevölkerungsschichten Brasiliens ein und forderte für sie vom Staat eine gezielte Entwicklungs- und Bildungspolitik ein. Als einer der profiliertesten Sprecher des »progressiven Flügels« der lateinamerikanischen Kirche wurde Câmara über Brasilien hinaus vor allem durch seine in mehreren Büchern entwickelte programmatische Forderung nach einer gerechteren, dem Evangelium gemäßen Gesellschaftsordnung für Lateinamerika bekannt.
Werke u.a.: Revolution für den Frieden (1968), Spirale der Gewalt (1970), Gott lebt in den Armen (1986).
Olinda (Bundesstaat Pernambuco, Brasilien), Dom
Pascalina Lehnert née Josephina Lehnert
Deutsche Ordensschwester; einer kinderreichen Familie entstammend; der Vater war Postbeamter; trat im Alter von 19 Jahren in Altötting in die Kongregation der Lehrschwestern vom Heiligen Kreuz ein und erhielt den Ordensnamen Pascalina. 1918 nahm ihre Leben eine Wendung, die ihre Zukunft bis ans Lebensende bestimmte: Sie wurde nach München geschickt, um dem dort seit April 1917 tätigen vatikanische Nuntius Eugenio Pacelli, dem späteren Papst Pius XII. den Haushalt zu führen. Auf einigen seiner Reisen, so z.B. nach Nord- und Südamerika, begleitete sie ihn. 1925 folgte sie ihm nach Berlin. 1929 organisierte er dem Umzug seines Haushaltes nach Rom und folgte ihm dann dorthin, wo sie ihm bis zu seinem Tode diente. Sie war nicht nur seine Haushälterin, sondern zugleich seine Assistentin; sie .hielt ihm ihrer Meinung nach unangenehme Zeitungsartikel fern und entschied u.a. sogar mit, wer zum Papst vorgelassen wurde. Sie hatte damit im Vatikanstaat bis 1958 einen außergwöhnlichen Einfluß In den Kriegsjahren und danach (1944–1958) leitete ”Madre Pascalina“ das “Magazzino del Pontificia Commissione Di Assistenza“, ein international agierendes päpstliches Hilfswerk. Nach dem Zweiten Weltkrieg sorgte in Zusammenarbeit mit dem Münchener Kardinal Faulhaber für zahlreiche Hilfslieferungen in das am Boden liegende und hungernde Deutschland. Nach dem Tod von Pius XII, zog sie sich in das Collegio Nordamericano di Roma zurück und gründete den Pastor Angelicus, ein Zuhause für alleingelassene Frauen.
Die Veröffentlichung ihrer Autobiographie Ich durfte Ihm Dienen, Erinnerungen an Papst Pius XII. aus dem Jahre 1958 gestatteten die kirchlichen Behörden erst im Jahre 1982.
Auszeichnungen u.a.: Orden Pro Ecclesia et Pontifice (1958), Bundesverdienstkreuz (1969), Bayerischer Verdienstorden (1981). Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich 1981).
Vatikanstaat, Campo Santo Teutonico
Omnibus salutem!