Klemens XIV. Giovanni (Gian) Vincenzo Antonio Ganganelli
Papst (1769-74); Sohn eines Gemeindearztes; wurde von Jesuiten und Piaristen erzogen, bevor er 1723 den Franziskanern beitrat. Nach dem Noviziat in Urbino legte er am 18.5.1724 die Ordensgelübde ab. Zwischen 1724 und 1728 hielt er sich in Ordenshäusern in Pesaro, Recanati und Fano auf und widmete sich dort hauptsächlich dem Studium der Theologie. In den folgenden zehn Jahren lehrte er Philosophie und Theologie in Ascoli, Bologna und Mailand. Ab 1759 bekleidete er das Amt des Kardinals. Nach unzähligen Wahlgängen - insgesamt waren es 18 - wurde er am 19.5.1769 schließlich vom Kardinalskollegium zum Papst gewählt. Unter dem Druck zahlreicher europäische Herrscher, insbesondere derjenigen von Frankreich, Neapel und Spanien, nach deren Meinung die Jesuiten über zuviel Einfluß verfügten, hob Klemens, der 1743 noch eine Verteidigungsschrift für den Jesuitenorden verfaßt hatte, 1773 durch das Breve Dominus ac redemptor noster den Orden auf; erst 1814 konnte sich der Orden in seiner ursprünglichen Form neu konstituieren. Klemens XIV. war ein Förderer der Künste und Wissenschaften; u.a. gründete er das Museo Clementino in Rom.
Rom, Basilica dei Santi XII Apostoli
Hinweis: Klemens wurde zunächst im Petersdom beigesetzt, aber 1802 in seine Kardinal-Titelkirche SS. Apostoli überführt. Das Grabmal schuf Antonio Canova.
Ausschnitt
Englischer Bischof (1531-55) und Staatsmann; Sohn des Schneiders und Tuchhändlers; studierte ab 1511 an der Trinity Hall in Cambridge, an der er 1520 zum Doktor für Zivilrecht und im Folgejahr für das kanonische Recht promovierte. Anschließend wurde er zum Erzdiakon von Taunton ernannt; 1525 wurde er Sekretär Kardinal Thomas Wolseys, dem Lordkanzler Heinrichs VIII.. Zwischen 1528 und 1533 verhandelte Gardiner, der 1529 Erster Sekretär des Königs geworden war, im Auftrag Heinrichs mit Papst Klemens VII., um diesen eine Scheidung von seiner ersten Ehefrau Katharina von Aragonien zu erreichen (die Ehe wurde 1533 annulliert). Für seine Bemühungen belohnte ihn der König bereits 1531 mit dem Bistum Winchester. 1534 nahm er in der Kathedrale von Winchester die Trauung zwischen Philipp II. von Spanien mit Maria Tudor, der Tochter Heinrichs VII. und Schwester Heinrichs VIII. vor. 1535 stimmte er gemeinsam mit anderen Bischöfen dem Gesetz von 1534 zu, demzufolge Heinrich zum Oberhaupt der Kirche in England erklärt wurde. Er verteidigte den königlichen Supremat über die Kirche, u.a. in seiner Schrift De vera obedientia (1535, Der wahre Gehorsam), hielt aber am katholischen Glauben fest und bekämpfte die protestantische Politik Thomas Cromwells und Cranmers. Unter Eduard VI. war Gardiner von 1548 bis 1553 im Tower von London eingekerkert. 1551 wurde ihm sein Bistum entzogen. Als Maria I. Tudor als Nachfolgerin Heinrichs VIII. Königin wurde, kam er frei und erhielt sein Bistum zurück. 1553 wurde Gardiner, Humanist und einer der führenden Köpfe der Konservativen, zum Lordkanzler ernannt und war auch an dem Versuch der Rekatholisierung Englands unter Maria I. und der Bekämpfung protestantischer Geistlicher beteiligt. Aber er versuchte auch, das Leben seines Gegenspielers Thomas Cranmer, des Erzbischofs von Canterbury - allerdings erfolglos - zu retten. Von 1540 bis 1547 und von 1553 bis 1555 war Gardiner Kanzler der Universität Cambridge.
Winchester (UK), Kathedrale
Japanischer Christ und Pazifist; Sohn einer Samuraifamilie; erlernte bereits im Alter von elf Jahren Englische Sprache und erhielt 1877 die Zulassung für ein Studium am Landwirtschaftlichen Kolleg in Sapporos, der heutigen Hokaido Universität. 1878 ließ er sich von einem Methodisten taufen. Zwischen 1884 und 1888 hielt er sich in den Vereinigten Staaten auf, wo er Quaker kennenlernte, die ihn sehr beeindruckten. Er immatrikulierte sich am Hartford Seminary, kehrte diesem aber bereits nach einen Semester enttäuscht von der theologischen Ausbildung den Rücken und kehrte in die Heimat zurück. Dort arbeitete er als Lehrer und Publizist. Als Kolumnist war er ein scharfer Kritiker des ersten Sino-Japanischen und Russisch-Japanischen Krieges. Als diese Kritik ihn seinen Job kostete, publizierte er eine eigene Zeitschrift, Seisho no Kenkyu (Bibelstudien) und hielt wöchentliche Bibellesungen in Tokio ab, die zahlreiche Zuhören anlockten, und unzufrieden mit den methodistischen Methoden, gründete er gemeinsam mit anderen die christliche Mukyokai-Bewegung (Nicht-Kirche-Bewegung), die Taufe, Kommunion, Klerus, Sakramente und Kirchenbauten ablehnte, da sie den wahren christlichen Glauben behindere und sich als Rückkehr zum ursprünglichen Christentum der Evangelien verstand.
Werke u.a.: The Diary of a Christian Convert (Dt. Wie ich ein Christ wurde).
Inschrift: Ich für Japan, Japan für die Welt, die Welt für Christus, and alle für Gott.
Charles Eugène Vicomte de Foucauld
Deutscher Ordensgründer; wuchs nach dem Tod seiner Eltern ab 1864 bei seinen Großeltern auf. In Nancy, wohin die Familie 1870 bei Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges aus dem damals deutschen Straßburg geflohen war, besuchte er das Gymnasium, wechselte 1874 aber auf das Jesuitengymnasium in Paris, wurde dort jedoch wegen Faulheit und schlechtem Benehmen relegiert so daß er 1876 das Abitur an einer staatlichen Schule ablegte. Nach dem Abitur trat er in die Militärschule Saint-Cyr ein; aber auch dort konnte er sich nicht unterordnen, wurde mehrmals u.a. wegen Subordination bestraft. 1878 verließ er die Schule als Unterleutnant und wurde schließlich im Dezember 1880 nach Algerien verlegt. Ein halbes Jahr später wurde er wegen anstößigem Benehmen und Ungehorsam unehrenhaft aus der Armee entlassen. 1883/84 unternahm er eine erste, ein knappes Jahr andauernde Reise durch Marokko. das Land, in dem er als Soldat zuvor gekämpft hatte. In Begleitung des Rabbiners Malochai konnte er in bislang noch unerforschte Regionen der Westsahara vordringen und Vermessungen durchführen; auf einer zweiten Reise drang er in den Süden Marokkos vor und reiste anschließend über Algerien nach Tunesien. 1890 wurde er Trappist und 1901 zum Priester geweiht. Ab 1904 widmete er sich ganz der Erforschung der Tuareg und deren Bekehrung, und er schuf mit Grammaire et dictionnaire français-touareg. einen Sprachband der Berbersprache. 1905 zog er sich in eine Klause in Tamanrasset im Ahaggar zurück und lebte 16 Jahre als Eremit unter den Tuareg. Als de Foucauld - er nannte sich jetzt "Kleiner Bruder Karl von Jesus" - am Abend des 1. Dezembers 1916 in seiner Klause von Männern überfallen wurde, die bei ihm Waffen und Wertsachen zu finden hoffte, wurde er von einem fanatischen Angehörigen der Tuareg erschossen. Seine Mission wird durch die “Kleinen Brüder und Schwestern Jesu” fortgesetzt. Am 13.11.2005 erfolgte im Petersdom in Rom die Seligsprechung Foucaulds. Gedenktag 1. Dezember.
Werke u.a.: Itinéraires au Maroc (1887), Reconnaissance au Maroc (1888).
Tokio Fuchu City, Tama Reien Friedhof
El Menia (Algerien)
Deutscher Theologe, Kulturphilosoph und Politiker; studierte in Augsburg, Erlangen, Berlin und Göttingen, wo er 1891 als Privatdozent tätig war, bevor er 1892 ordentlicher Professor für Systematische Theologie in Bonn und 1894 in Heidelberg wurde. Danach folgte 1912 die Ernennung zum korrespondierenden Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften. 1914 arbeitete er als ordentlicher Professor für Philosophie in Berlin. Troeltsch war im Jahr 1917 aßgeblich an der Gründung des Volksbundes für Freiheit und Vaterland beteiligt, der ein Gegengewicht zur extremistischen Deutschen Vaterlandspartei bilden sollte. 1919 war er gleichzeitig Mitglied der Preußischen Nationalversammlung (bis 1921) für die Deutsche Demokratische Partei (DDP) und Unterstaatssekretär im Kultusministerium.
Berlin, Invalidenfriedhof
Bild: Thomas Jessen (www.kirchensite.de)
Deutsche Ordensschwester (Augustinerorden); fünftes von neun Kindern eines Kötters (Kleinbauer) ; nachdem sie nur vier Monate zur Schule gehen durfte, mußte sie als Magd auf einem Bauernhof arbeiten. Zwischen 1791 und 1793 machte sie eine Ausbildung zur Näherin und richtete anschließed im winzigen Haus ihres Vater eine Nähstube ein, die sie bis 1798 betrieb. 1802 trat sie in das Augustinerinnenkloster Agnetenberg in Dülmen ein und legte im Folgejahr das Gelübde ab. Als das Kloster 1811 in der Folge der Französischen Revolution, der Napoleonischen Kriege, der Besetzung der rechtsrheinschen Gebiete durch die Franzosen und der damit einhergehenden Säkularisierung auch dort geschlossen wurde, nahm sie eine Stelle als Haushälterin bei dem aus revolutionären Frankreich emigrierten Abbé Lambert in Dülmen an.
Seit 1813 wies der Körper der immer schon gesundheitlich angeschlagenen Anna Emmerick die Stigmata Jesu Christi auf, und aus den Wunden kam es immer wieder zu Blutungen. Außerdem hatte sie über zwölf Jahre hinweg mystische Visionen; jeweils freitags durchlitt sie die Passion Christi. Nachdem die Vorgänge öffentlich geworden war und immer mehr Gläubige und Neugierige Emmerick aufsuchten, ordneten sowohl die Kirche als auch die Behörden Untersuchungen an, um ihr Betrugsabsicht nachzuweisen, was jedoch nicht gelang. Clemens Brentano, der in Berlin von dem Fall gehört hatte, reiste 1819 nach Dülmen, protokollierte über lange Zeit hinweg die Visionen, von denen Emmerick ihm immer wieder berichtete, und veröffentlichte - vermischt mit eigenen Kommentaren - sie später unter den Titeln Das bittere Leiden unsers Herrn Jesu Christi (1833), Leben der hl. Jungfrau Maria (1852, postum), Leben Jesu (1858-60); er verfaßte außerdem eine unvollendete Biographie Anna Catharina Emmericks (1867-70). Luise Hensel, die Schwägerin der Komponistin Fanny Hensel née Mendelssohn, die Brentano 1819 nach Dülmen begleitet hatte, ordnete später den Nachlaß der Verstorbenen. Sie verstarb - angeblich nahm sie außer Milch und anderen Flüssigkeiten nichts weiter zu sie - völlig geschwächt.
pinxit Gabriel Cornelius von Max (1885)
Bereits 1892 wurde ein Seligsprechungsprozeß eingeleitet; dieser wurde jedoch 1928 ergebnislos beendet. Erst 2004 wurde sie durch Papst Johannes Paul II. selig gesprochen. Ihr Gedenktag ist der 9. Februar.
Emmerickhaus in Coesfeld-Flamschen
Wiederhergestellte Wohnstube
Dülmen,Heilig Kreuz-Kirche, Krypta
Dülmen, Heilig Kreuz-Kirche, Gedenkstätte
Stelle des urspr. Grabes
Hinweis: Die Gebeine Anna Emmericks wurde 1975 in die Krypta der Kirche überführt.
Das Wohnhaus in Flamschen ist mehrmals niedergebrannt, zuletzt 1976. Beim letzten Wiederaufbau hat man auf die Rekonstruktiuon des ursspr. Stroh- und Rietdaches verzichtet.
Ruhollah Mussawi Hendi Khomeini
Iranischer Ayatollah (“Geschenk Gottes”, schiitischer Ehrentitel); Anführer der Revolution, die den iranischen Schah 1979 stürzte und zur Gründung der “Islamischen Republik Iran” führte, wurde nach und nach als Ayatollah und Führer der Schiiten anerkannt; seit den 30er Jahren aktiver Kritiker der Pahlewi-Dynastie, 1963 verhaftet, da er sich gegen die Landreform und die Gleichberechtigung der Frau aussprach, ging zunächst ins Exil in die Türkei und dann in den Irak, wo er sich 1964 in an-Najaf, der heiligen Stadt der Schiiten niederließ, wurde 1978 aus dem Irak ausgewiesen und fand er Zuflucht in einem Vorort von Paris, von wo aus er seinen Kampf gegen das Schah-Regime und die USA als dessen wichtigsten Geldgeber fortsetzte. Nach der Flucht von Schah Resa Pahlewi im Februar 1979 kehrte er in den Iran zurück und wurde Anführer der islamischen Revolution, die den Iran von allen westlichen Einflüssen und von jeglicher Opposition gegen das Regime der Geistlichen befreien sollte. Im November 1979 führten Khomeinis Agitation gegen die USA zur Erstürmung der US-amerikanischen Botschaft in Teheran. 53 US-Bürger wurden bei dieser, später von Khomeini gebilligten Aktion als Geiseln genommen. Die neue Verfassung vom Dezember 1979 machte ihn zum höchsten politischen und religiösen Führer auf Lebenszeit.
Teheran, Iran
Christian Friedrich Ernst Führer
Deutscher Pfarrer (ev.-luth.); Sohn eines Pfarrers; wuchs in Eisenach auf, studierte Theologie in Leipzig und übernahm anschließend Pfarrstellen in Lastau, einem Ortsteil von Colditz, und in Colditz selber.. Seit 1980 war er dann Gemeindepfarrer der Kirche St. Nikolai, der größten Kirche in Leipzig. 1982 war er einer der Initiatoren der seit 1982 wöchentlich stattfindenden Friedensgebete, die 1989 in die Montagsdemonstrationen in Leipzig mündete. Als nach der Sommerpause des Jahres 1989 die SED-Bezirksleitung Leipzig versuchte, die wiederaufgenommenen Friedensgebete zu unterbinden, widersetzte er sich dieser Aufforderung, und erläuterte in einem Brief an den Oberbürgermeister der Stadt seine Entscheidung: "Seit zwei Monaten ist der Termin öffentlich bekannt ... Die Menschen kommen am Montag 17 Uhr. Ein Aussetzen unsererseits würde auf völliges Unverständnis stoßen und zu einer Verschärfung der Situation führen ... Ein Missbrauch des Montagsgebetes ist von uns nicht festgestellt worden." Spätestens seit diesem Zeitpunkt galt Führer für alle sichtbar als eine der Schlüsselfiguren während der friedlichen Revolution in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Er wurde vorgeladen, und ihm wurde vorgeworfen, “in der DDR Unruhe zu stiften". Als am 4. September, dem bereits seit langem nach der Sommerpause für das ersten Friedensgebet vorgesehenen Tag, junge Oppositionelle nach dem Friedensgebet auf dem Nikolaikirchhof Transparente.mit der Aufschrift "Für ein offenes Land mit freien Menschen" oder "Reisefreiheit statt Massenflucht" entfalteten und diese wenig später von Stasi-Mitarbeitern heruntergerissen wurden, war dieser Vorgang von Kameras westlichen Korrespondenten aufgenommen worden. Die Ausstrahlung der Bilder erfolgte über Sender in der Bundesrepublik, sie konnten aber auch z.T. in der DDR gesehen werden. Die weitere Entwicklung führte zur Demonstration von Hunderttausenden und mündete schließlich in den Fall der Mauer am 9. November 1989 und das Ende der Herrschaft der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), eine Entwicklung, an der Christian Führer, der 2008 in den Ruhestand ging, einen wesentlichen anteil hatte.
Penig OT Langenleuba-Oberhain (Ldkrs. Mittelsachsen), Friedhof
Omnibus salutem!