Stephanus Johannes Paulus Kruger

                         

Südafrikanischer Politiker; in den 1830er Jahren nahm er mit seinen Eltern an dem Großen Treck teil, der zunächst nach Natal kam und 1848 dann nach Transvaal weiterzog, wo seine Familie den Burenstaat Transvaal mitbegründete, welchen die Briten 1852 als Staatswesen anerkannten und ihm die Unabhängigkeit gewährten. 1864 wurde Kruger Generalkommandant der Streitkräfte des Freistaates und wurde nach der Annexion Transvaals durch die Briten im Jahre 1877 zunächst weiterhin geduldet, dann aber als kompromißloser Verfechter der Unabhängigkeit Transvaals entlassen. 1880 erhoben sich unter seiner Führung die Buren in Transvaal und im Oranje-Freistaat gegen die britische Herrschaft. 1883, zwei Jahre, nachdem die Buren die Unabhängigkeit der beiden Republiken von Großbritannien durchgesetzt hatten, wurde er Präsident von Transvaal (bis1902) und erreichte 1884 die Unabhängigkeit seines Landes als “Südafrikanische Republik”. Nachdem 1886 am Witwatersrand Goldminen entdeckt wurden, kamen zahllose, zumeist britische Einwanderer, Uitlanders genannt, ins Land, ließen sich dort nieder, ohne allerdings die Staatsangehörigkeit erwerben zu können. Im Dezember 1895 drang der Brite Leander Starr Jameson “zugunsten” der “Uitlanders” (Ausländer) in Transvaal ein, um die Regierung zu stürzen. Am 1./2. Januar 1896 gelang es Kruger diesen sogenannten Jameson Raid abzuwehren, wozu ihm Kaiser Wilhelm II. beglückwünschte und ihn in der Folgezeit Transvaal mit Waffen versorgte. In seiner sog. Krügerdepeche sorgte er für entsprechende Irritationen im deutsch-britischen Verhältnis. Allerdings verschärften sich die Spannungen zwischen Buren und Uitlanders in Transvaal weiter, und der britische Gouverneur der Kapkolonie, Alfred Milner, stockte das britische Militär in der Kolonie und an den Grenzen zu den Burenstaaten auf. Als Präsident des mit dem Oranje-Freistaat seit 1887 verbündeten Transvaal forderte Kruger den Gouverneur am 9.10.1899 ultimativ zum Rückzug seiner Truppen von den Grenzen auf, und als dieser der Aufforderung nicht nachkam, fiel er drei Tage später in Natal und der Kapkolonie ein und löste damit den 2. Burenkrieg aus. Nach anfänglichen Erfolgen wurden die Buren ab Februar 1900 zunehmend in die Defensive gedrängt, und als im Spätsommer 1900 die endgültige Niederlage der Buren drohte, übergab Kruger das Präsidentenamt an seinen bisherigen Vizepräsidenten, reiste im Oktober nach Europa, um dort, vor allem beim Deutschen Reich, um Unterstützung für die Buren zu werben, ohne das seine Bemühungen allerdings von Erfolg gekrönt worden wären. Nach dem Ende des Burenkrieges im Jahre 1902 blieb Kruger in Europa. Kruger, der der Begründer des nach ihm benannten Kruger-Nationalparks ist, war Gegenstand eines im Dritten Reich produzierten, gegen die Briten gerichteten Films mit dem Titel Ohm Krüger, in dem Emil Jannings die Rolle des Paulus Kruger verkörperte.

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Bilder: eGGSA Library (04/2007)

Pretoria-West (Südafrika), Cemetery

Georg Leber

 

 

Deutscher Gewerkschaftler und Politiker (SPD); machte nach dem Besuch der Volksschule eine kaufmännische Ausbildung und anschließend eine Maurerlehre. Während des Zweiten Weltkrieges war Leber ab 1939 Luftwaffensoldat. Nach 1945 kehrte er in seinen erlernten Beruf als Mauer zurück, trat 1947 der Gewerkschaft IG Bau-Steine-Erden bei, deren hauptamtlicher Sekretär er 1949 in in Limburg wurde. Anfang der 1950er Jahre arbeitete er als Redakteur für die Gewerkschaftszeitung Der Grundstein. 1955 wurde er zunächst Zweiter Vorsitzender der IG Bau-Steine-Erden und war von 1957 bis 1966 deren Bundesvorsitzender. Leber förderte unternehmenspolitisch die ”Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand”. Von 1957 bis 1983 war er Mitglied des Bundestags, von 1966 bis 1972 Bundesverkehrs-, von 1972 bis 1978 Bundesverteidigungsminister und von 1979 bis 1983 Vizepräsident des Deutschen Bundestages.

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Berchtesgaden, Bergfriedhof

Georgi Dimitrow Michajlow [bulg. Георги Димитров Михайлов]

 

Bulgarischer Politiker, Ministerpräsident; erstes von acht Kindern einer Arbeiterfamilie; wurde bereits während seiner Ausbildung zum Drucker Mitglied der ersten Gewerkschaft Bulgariens, der Gewerkschaft der Buchdrucker. 1902 trat er der Bulgarischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei bei, schloß sich aber bereits 1904, nachdem sich auf deren Parteitag im Juli des Jahres 1903 der revolutionär-marxistische Flügel abgespalten hatte, der neuentstandenen Balgarska Rabotnitscheska Sozialdemokratitscheska Partija – Tesni Sozialisti (Bulgarische Sozialdemokratische Arbeiterpartei – Engere Sozialisten) an. Von 1913 bis 1923 war er Abgeordneter und 1919 Mitbegründer der Kommunistischen Partei Bulgariens. Im September 1923 war er führend an Aufständen in Bulgarien, die blutig niedergeschlagen wurden, beteiligt, und als seine Partei noch im selben Jahr verboten wurde, emigrierten er und seine Anhänger; er ging zunächst nach Österreich und dann nach Deutschland. Als in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1933 der Reichstag in Berlin brannte, wurde Dimitrow verhaftet und gemeinsam mit Marinus van der Lubbe und weiteren Personen vor dem Reichsgericht in Leipzig wegen angeblicher Mittäterschaft bei der Brandstiftung angeklagt. Während des Prozesses beschuldigte er das NS-Regime, den Brand selbst gelegt zu haben, um eine Handhabe für eigene politische Ziele, u.a. gegen die Kommunisten, zu haben. Dimitrow wurde freigesprochen und ging in die Sowjetunion. Von 1935 bis 1944 mit Stalin (in Moskau, 1936)war er Generalsekretär der Komintern und von 1937 bis 1945 Abgeordneter des Obersten Sowjets der UdSSR. 1944 kehrte er in das sowjetisch besetzte Bulgarien zurück, wandelte das Land in einen kommunistischen Staat um, rief 1946 die Volksrepublik Bulgarien aus und war von 1946 bis zu seinem Tode Ministerpräsident der Bulgarischen Volksrepublik sowie von 1948 bis 1949 KP-Generalsekretär. 1947 war er einer der Mitbegründer der Kominform. Dimitrow war der Begründer der Dimitrow-These, wonach er den "Faschismus" als "offene terroristische Diktatur der reaktionärsten, am meisten chauvinistischen, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals” definierte. Gemäß dieser These folge auf den Kapitalismus als ein Instrument des “Finanzkapitals“ in ökonomischen Krisen zwangsläufig der Faschismus. In einem kommunistischen Staat aber könne der Faschismus nicht entstehen, weil es kein Privateigentum an Produktionsmitteln gebe und damit der Kapitalismus nicht mehr existieren könne.

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Bild: Angela Monika Arnold (08/1969) Wikipedia.de
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Sofia, Mausoleum

Hinweis: Nach seinem Tode beschloß der Ministerrat Bulgariens, Georgi Dimitrow einzubalsamieren und für ihn als einem "Führers und Lehrers des bulgarischen Volkes" ein Mausoleum zu errichten, in dem er noch im selben Jahr nach einer pompösen Trauerfeier beigesetzt wurde. Am 18. Juli 1990, unmittelbar nach der Demokratisierung Bulgariens, wurde die sterblichen Überreste Dimitrows aus dem Mausoleum entfernt und auf den katholischen Teil des Zentralfriedhofs in Sofia umgebettet. Das Mausoleum wurde im August 1999 gesprengt.

Otto Wels

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Deutscher Politiker; Sohn eines Gastwirts; begann 1891 eine Ausbildung zum Tapezierer und wurde im selben Jahr Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Nach Abschluß der Lehre arbeitete er in diesem Beruf in Berlin, Regensburg und München, bevor er zwischen 1895 und 1897 zum obligatorischen Militärdienst herangezogen wurde. 1902 nahm er erstmals an einem Parteitag der SPD teil. ab 1906 begann er sich aktiv politisch zu engagieren, wurde hauptamtlich für den Verband der Tapezierer als Gewerkschaftsfunktionär tätig. Ab 1907 arbeitete er als Parteisekretär in Brandenburg und gleichzeitig in der Pressekommission des Vorwärts, des Zentralorgans der deutschen Sozialdemokratie. 1912 zog er als Abgeordneter seiner Partei in den Reichstag in Berlin ein, und im Folgejahr wechselte er auf Vorschlag von August Bebel in den Vorstand der Partei; zusätzlich übernahm er den Vorsitz der Pressekommission des Vorwärts. In der Zeit des Ersten Weltkrieges war Otto Wels für die interne Organisation der Reichstagsfraktion der SPD zuständig. Kurz vor Eintritt des Waffenstillstands, der am 11.11.1918 in Kraft trat, wurde er in Berlin Mitglied des dortigen Arbeiter- und Soldatenrats und bei den sog. Weihnachtskämpfen um Schloß und Marstall kurzzeitig von radikal-revolutionären Matrosen festgesetzt. Nach seiner Befreiung durch regierungstreue Truppen trat er als Stadtkommandant zurück und beteiligt sich an der Vorbereitung der Wahl zur Nationalversammlung, deren Mitglied er gemeinsam mit Hermann Müller als Parteivorsitzender der SPD wurde. Dort gehörte er u.a. dem Ausschuß zur Vorberatung des Entwurfs einer Verfassung des Deutschen Reichs der Nationalversammlung an. Beim im. März 1920 gegen die Weimarer Republik gerichteten Kapp-Putsch stellte er sich an die Spitze des Generalstreiks. Nach dem Zusammenbruch des Aufstandes forderte er den Rücktritt von Reichswehrminister Gustav Noske, lehnt aber die Übernahme des Ministeramtes ab. 1923 wurde er in die Exekutive und in das Büro der Sozialistischen Arbeiter-Internationale (SAI) gewählt und war ein Jahr später maßgeblich an der Gründung des “Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold” beteiligt, das dem Schutz der Republik dienen sollte. Als Heinrich Brüning sein Minderheitskabinett nach dem Sturz der Regierung Hermann Müller am 28.3.1930 etablierte, war Wels Befürworter der Tolerierungspolitik seiner Partei gegenüber der neuen Regierung. Als nach der Wahl zum Reichstag vom 5.3.1933 die NSDAP im Parlament dasGesetzes zur Behebung der Not von Volk und Reich, das sog. Ermächtigungsgesetz, am 23. März beschließen lassen wollte, das die Regierung in den Stand versetzen sollte, Gesetze ohne Zustimmung des Reichstags, der nach dem Brand des Reichstagsgebäudes in der Krolloper zusammenkam, zu erlassen, stimmten ihm alle Parteien zu; lediglich die SPD, vertreten durch Otto Wels - die Abgeordneten der Kommunistischen Partei waren bereits zuvor “ausgeschaltet” worden - weigerte sich, trotz der offensichtlichen Bedrohung durch die anwesenden SA-Leute, es anzunehmen: “Freiheit und Leben kann man uns nehmen. Die Ehre nicht!” Im Mai 1933 ging Wels auf Beschluß der Parteiführung zunächst ins Saarland, das noch französisch besetzt war, und später ins Exil nach Prag, um die Exilorganisation der SPD aufzubauen. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in die Tschechoslowakei verließ er das Land und ließ sich in Paris nieder.

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Châtenay-Malabry, Nouveau cimetière communal

Edvard Beneš (Eduard Benesch)

 

Tschechoslowakischer Politiker; zehntes Kind eines Kleinbauern; studierte in Prag, Paris und Berlin. Zwischen 1909 und 1915 war er Professor der Wirtschaftswissenschaften an der Prager Wirtschaftsakademie. Bereits zu jener Zeit wurde Beneš Anhänger des tschechischen Nationalisten Tomáš Masaryk und folgte diesem 1915 ins Exil nach Paris, wo mit dem Ziel eines unabhängigen tschechischen Staates eine Exilregierung gebildet wurde. Als Masaryk 1917 nach Moskau ging, wurde Beneš Generalsekretär des Tschechoslowakischen Nationalrat. Nach der Unterzeichnung der Friedensverträge mit Deutschland und Österreich im September 1919 kehrte er in die Heimat zurück, wo bereits am 28.10.1918 die Tschechoslowakischen Republik (CSR) ausgerufen worden war und deren Außenminister er von 1918 bis 1935 und zugleich 1921/22 Ministerpräsident war. Während seiner Zeit als Außenminister initiierte er 1920 in einer “Kleinen Entente” eine Zusammenarbeit auf politischen und zugleich wirtschaftlichem Gebiet zwischen der Tschechoslowakei, Rumänien und Jugoslawien, die von Frankreich und Großbritannien unterstützt wurde, da sie am Bestand des neuen Staates und einer Konsolidierung der Staaten interessiert waren. 1923 wurde er Mitglied der linksbürgerlich orientierten Tschechoslowakischen Nationalsozialistischen Partei (CNSS) und zugleich in den Rat des Völkerbundes berufen. Am 18.12.1935 wurde Beneš auf Vorschlag Masaryks zum Staatspräsidenten gewählt. Drei Jahre später kam es aufgrund der auf Ausgleich bedachten Westmächte und besonders der sog. “Appeasementpolitik” (Beschwichtigungspolitik) der britischen Regierung zur sogenannten “Sudetenkrise” und zum Münchener Abkommen, in dem das tschechische Sudetenland an Deutschland abgetreten wurde, war das Ende eines selbständigen tschechoslowakischen Staates einläutete. Am 5.10.1938 trat Beneš als Präsident zurück und ging ins Exil. Nach Ausbruch des Zweiten  Weltkrieges kehrte Beneš nach Europa zurück und bildete im Juli 1940 in London eine tschechischen Exilregierung als deren Präsident. Zwischen 1938 und 1945 konzipierte er mit alliierter Zustimmung eine vermeintliche Lösung der Minderheitenfragen und war somit für die späteren Zwangsaussiedlungen der Deutschen und Ungarn der Minderheiten sowie Gebietsabtretungen politisch verantwortlich (Beneš-Dekrete). Nach der Befreiung der Tschechoslowakei im Mai 1945 kehrte er schließlich nach Prag zurück und wurde im Folgejahr erneut auf eine Dauer von sieben Jahren zum Staatspräsidenten gewählt. Nachdem die Kommunisten mit Unterstützung der Sowjetunion im Frühling 1948 die Macht im Staate übernommen hatten und im Juni desselben Jahres eine neue Verfassung in Kraft getreten war, die die Tschechoslowakei in eine Volksdemokratie umwandelte, trat Beneš, der die Unterschrift unter die neue kommunistische Verfassung verweigert hatte, am 7.6.1948 von allen seinen Ämtern zurück. Sein Nachfolger wurde der kommunistische Politiker Klement Gottwald.

Werke u.a.: Der Aufstand der Nationen (1928). Memoirs of Dr. E.Benes (1947).

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Bilder: Bilder: Irena Vesela (05/2009) Wikipedia.org

Sezimovo Ústí, Park seiner Villa

Wilhelm Hoegner

 

Deutscher Politiker (SPD) und Jurist; siebtes von dreizehn Kindern eines Eisenbahnbeamten; studierte von 1907 bis 1911 Rechtswissenschaften in Berlin, München und Erlangen. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges meldete er sich als Kriegsfreiwilliger, wurde jedoch aus gesundheitlichen Gründen abgewiesen. 1917 bis 1918 war er als Assessor und von 1918 bis 1920 als Rechtsanwalt in München, anschließend als juristischer Hilfsarbeiter bei der Staatsanwaltschaft I in München und ab Mai 1920 bis November 1925 III. Staatsanwalt tätig. Danach arbeitete er bis März 1929 am Amtsgericht München als Amtsrichter, bevor er im selben Jahr als II. Staatsanwalt zur Staatsanwaltschaft München I zurückkehrte. Am 1. Januar 1933 wurde er zum Landgerichtsrat beim Landgericht München I ernannt, jedoch nach der “Machtergreifung” der Nationalsozialisten am 1. Mai 1933 wegen seiner Zugehörigkeit zur SPD aus dem bayerischen Staatsdienst entlassen. Er emigrierte zunächst nach Tirol, wo er als Sekretär bei der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs tätig war, dann im Februar 1934 in die Schweiz. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte er Anfang Juni 1945 nach Deutschland zurück und leitete im Auftrag des bayerischen Ministerpräsidenten Fritz Schäffer kurzzeitig den Wiederaufbau der Justizverwaltung. Im September wurde er Senatspräsident des Oberlandesgerichts München, bevor ihn Ende September 1945 die US-amerikanische Besatzungsbehörde als Nachfolger Fritz Schäffers zum bayerischen Ministerpräsidenten ernannte; im Folgemonat übernahm Hoegner zusätzlich das Amt des Justizministers (Hoegner war bislang der einzige Ministerpräsident des Freistaats Bayern, der nicht der CSU angehörte). Von 1946 bis 1947 war er Landesvorsitzender der SPD und trat 1946, 1954 und 1958 als Spitzenkandidat seiner Partei bei den bayerischen Landtagswahlen an. Von 1948 bis 1950 bekleidete er das Amt des Generalstaatsanwalts am Bayerischen Oberlandesgericht. 1950 wurde er stellvertretender Ministerpräsident, und 1954 wurde er erneut zum Ministerpräsidenten gewählt; das Amt hielt er bis 1957 inne, als er von Hanns Seidel (CSU) abgelöst wurde. Er führte daraufhin bis 1982 die Landtagsfraktion der SPD und war anschließend bis zu seinem Ausscheiden aus dem Landtag im Jahre 1970 stellvertretender Präsident des Bayerischen Landtags. Im September 1961 wurde Hoegner in den Deutschen Bundestag gewählt, verzichtete aber schon Ende des Jahres auf sein Mandat.

Verheiratet war Wilhelm Hoegner seit 1918 mit Anna née Woock.

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Bilder: Claus Harmsen (04/2013)

München, Friedhof am Perlacher Forst

Kai-Uwe von Hassel

Bundesarchiv

 

Deutscher Politiker (CDU); Sohn eines Hauptmanns der deutschen Schutztruppe, der sich nach seinem Abschied aus dem aktiven Dienst als Plantagenbesitzer in der damaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika niederließ und nach dem Ende des Ersten Weltkrieges mit seiner Familie nach Deutschland zurückkehren mußte, als die britische Mandatsverwaltung die deutschen Staatsangehörigen aus allen Kolonien ausgewiesen. Kai-Uwe von Hassel wuchs in Glücksburg auf und ab solvierte nach dem Abitur in Flensburg eine landwirtschaftlich-kaufmännische Ausbildung und kehrte 1935 als Pflanzenkaufmann nach Tanganjika zurück. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war er von September 1939 bis Februar 1940 in Daressalam interniert und wurde anschließend nach Deutschland ausgewiesen. Ab 1940 war er Soldat und von 1943 bis 1945 als Leutnant Dolmetscher in dem von Admiral Wilhelm Canaris geführten Militärgeheimdienst Amt Ausland/Abwehr tätig. Er geriet in Kriegsgefangenschaft, aus der er im September 1945 entlassen wurde. Danach war er bis 1947 als Angestellter des Landkreises Flensburg beschäftigt. 1950 wurde von Hassel, der 1946 Mitglied der CDU wurde, zunächst stellvertretender Vorsitzender und dann von 1955 bis 1964 schließlich Landesvorsitzender der CDU Schleswig-Holstein, anschließend war er bis 1975 erneut stellvertretender Landesvorsitzender.

Von 1953 bis 1954 und von 1965 bis 1980 war von Hassel Mitglied des Deutschen Bundestages. Von 1954 bis 1962 war er Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, von 1963 bis 1966 Bundesverteidigungs- und von 1966 bis 1969 Bundesvertriebenenminister. Anschließend war er von 1969 bis 1972 Präsident, von 1972 bis 1976 Vizepräsident des Bundestages, von 1973 bis 1980 Präsident der Europäischen Union Christlicher Demokraten und von 1979 bis 1984 Mitglied des Europäischen Parlaments. 

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Bilder: tohma (10/2011) Wikipedia.de

Bonn-Bad Godesberg OT Muffendorf, Friedhof

Ruth Fischer eigentl. Ruth Elfriede Eisler

1924

 

Deutsch-österreichische Politikerin (KPÖ, DKP) und Publizistin; Tochter des Philosophen Rudolf Eisler und der Fleischerstochter Ida Maria, née Fischer; Schwester des Komponisten Hanns Eisler; kam 1901 mit ihrer Familie nach Wien, wo sie 1915 den Journalisten Paul Friedländer heiratete. In Wien war sie am 3.11.1918 Gründungsmitglied der Kommunistische Partei Deutsch-Österreichs (KPDÖ), der späteren KPÖ. Im August 1919 ging sie mit ihrem Mann auf Einladung des deutschen Kommunisten, Verlegers und Filmproduzenten Willi Münzenberg - und nach innerparteilichen Meinungsverschiedenheiten zwischen Kriegsheimkehrern und Arbeitern einerseits und den jungen bürgerlichen Intellektuellen andererseits - nach Berlin (ab September nannte sie sich nach dem Geburtsnamen ihrer Mutter “Ruth Fischer”). Als Repräsentantin des ultralinken Flügels der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) wurde sie 1924 gemeinsam mit Arkadij Maslow Mitglied der Parteiführung. Als sie sich als Präsidialmitglied der Komintern jedoch für die Gegner Stalins einsetzte, geriet sie bei diesem in Mißkredit, wurde auf dessen Betreiben 1926 aus der Partei ausgeschlossen und in Moskau, wohin sie zu einem Gespräch mit Stalin gereist war, unter Bewachung festgehalten, konnte aber 1926 nach Deutschland fliehen. Um die deutsche Staatsbürgerschaft zu behalten, heiratete sie 1923 formal den deutschen Kommunisten und Kominternmitarbeiter Gustav Golke (die Ehe wurde 1929 geschieden). Nach der “Machtergreifung” der Nationalsozialisten verließ sie 1933 gemeinsam mit Maslow Deutschland. Über Südfrankreich, Spanien, Portugal und Kuba kam Ruth Fischer, die ebenso wie Maslow im August 1936 als “Trotzkisten“ beim Moskauer “Prozeß der Sechzehn“ in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden war, im Frühjahr 1941 nach New York (Maslow, der kein Visum für die Vereinigten Staaten bekam und allein in Havanna zurückgeblieben war, wurde am 21.11.1941 bewußtlos auf der Straße nahe seinem Hotel aufgefunden und starb wenig später). In den USA gab Ruth Fischer ab 1944 das NachrichtenbulletinThe Network heraus, in dem sie über stalinistische Aktivitäten berichtete, und 1945 erhielt sie an der Universität Cambridge einen Forschungsauftrag zur Geschichte des Kommunismus; 1948 erschien ihr Buch Stalin and German Communism. Ab 1955 lebte sie als politische Publizistin in Paris und veröffentlichte ihre Werke Von Lenin zu Mao und Die Umformung der Sowjetgesellschaft und publizierte in verschiedenen Zeitschriften wie den Frankfurter Heften.

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Bilder: Herbert Herterich (04/2013)

Paris, Cimetière du Montparnasse

Julius Curtius

1920

 

Deutscher Jurist und Politiker (DVP); Sohn eines Industriellen; Bruder des Chemiker Theodor Curtius; studierte von 1895 bis 1898 Rechtswissenschaften in Bonn, Kiel und Straßburg und legte im Dezember 1898 das Referendarsexamen ab. Von März 1899 bis Mai 1905 war er in Berlin, Hamm, Kiel und Duisburg im preußischen Justizdienst tätig, von 1900 bis 1901 hielt er sich zu einem zehnmonatigen Studienaufenthalt in Paris auf. Das Assessorexamen bestand er Anfang des Jahres 1905. Anschließend ließ er sich als Rechtsanwalt in Duisburg nieder. 1911 übersiedelte er mit seiner Familie nach Heidelberg und widmete sich dort dem Studium der Staatswissenschaften. Im Ersten Weltkrieg war er im Rang eines Hauptmanns Befehlshaber einer Infanteriebatterie. Nach dem Ende des Krieges gründete er 1919 in Heidelberg eine Ortsgruppe der Deutschen Volkspartei (DVP) und übernahm deren Vorsitz. 1920 kandidierte Curtius, der inzwischen nach Berlin übersiedelt war und eine Anwaltskanzlei eröffnet hatte, für die DVP, der auch Gustav .Stresemann angehörte, zum Reichstag und gewann das Mandat, das er bis zum Mai 1924 innehatte. Dem rechten Flügel der DVP angehörend, lehnte er eine Beteiligung der Partei an der Reichsregierung ab, solang die SPD an dieser beteiligt war. Anfang 1926 wurde er Reichswirtschaftsminister in der Regierung unter Reichskanzler Hans Luther. Sein Versuch - 1927 vom Reichspräsidenten von Hindenburg nach dem Sturz der Regierung Wilhelm Marx beauftragt - eine neue Reichsregierung zu bilden. scheiterte. Erst nach schwierigen Verhandlungen am 28.1.1927 konnte eine neue Regierung gebildet werden, in der Curtius weiterhin das Amt des Wirtschaftsministers bekleidete, das er auch in den folgenden Regierungen bis 1929 innehielt. Nach dem Tode Stresemanns am 3.10.1929 wurde Curtius einstweilig mit der Amtsführung des Reichsaußenministers betraut und am 8. November zum Außenminister ernannt. Als solcher setzte er als “Testamentsvollstrecker” Gustav .Stresemanns; die Annahme des Youngplans durch. Am 3. Oktober 1931 legte er sein Amt als Außenminister nieder. 1932 wurde Curtius wegen innerparteilicher Differenzen und persönlicher Aversionen auch aus der ins rechtsradikale Lager driftenden DVP-Fraktion ausgeschlossen und wechselte zur Deutschen Staatspartei. Anschließend arbeitete er bis 1936 in Berlin als Vermögensverwalter und danach bis 1943 wieder als Rechtsanwalt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ging er wieder nach Heidelberg zurück und war dort und in Berlin weiterhin als Anwalt tätig.

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Bilder: Klaus Beneke (04/2011)

Heidelberg, Bergfriedhof

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Bilder: Herbert Herterich (06/2013)
Bilder: Claus Harmsen (stones & art, 07/2013)
Politiker LXVIII

Omnibus salutem!