Jules Amédée Barbey d’Aurevilly

Französischer Schriftsteller; einer normannischen Adelsfamilie entstammend und als Literatur- und Kulturkritiker für verschiedene konservative Zeitungen tätig, trat der überzeugte Royalist und Katholik erstmals 1843 mit der Erzählung La bague d’Hannibal (dt. Der Ring Hannibals) an die literarische Öffentlichkeit. Selbst ein exzentrischer Dandy, nahm er den englischen Dandy Beau Brummell zum Vorbild für seine Schrift Du dandyisme et de Georges Brummell (1845, dt. Vom Dandytum und von Georges Brummell), in der er sich gegen die seiner Ansicht nach mediokere Bourgeoisie wandte. Seine an Stendhal geschulten Romane, deren Handlungen zumeist auf der Halbinsel Cotentin in seiner Heimat, der Normandie, angesiedelt sind, und seine Novellen beeinflußten den psychologischen Roman des 20. Jahrhunderts, v.a. die Schriftsteller George Bernanos und François Mauriac (*1885, †1970). Am bekanntesten ist seine Novellensammlung Les diaboliques (1874, dt. Die Teuflischen, auch: Diabolische Geschichten), in der das Böse oftmals in Gestalt einer Frau auftritt. 1952 kam die Filmadaption einer Erzählung unter dem Titel Le rideau cramoisi (dt. Der scharlachrote Vorhang) unter der Regie von Alexandre Astruc (*1923) mit Anouk Aimée (*1932) in die Lichtspielhäuser. Sein umfangreiches Werk ist in Les Œuvres et les hommes (26 Bde., 1860-09) zusammengefaßt.

Werke u.a.: Une vieille maîtresse (1851, dt. Eine alte Geliebte), L’ensorcelée (1854, dt. Die Gebannte, auch: Die Verhexte), Le chevalier Des Touches (1864, dt. Der Chevalier Des Touches), Un prêtré marié (1865, dt. Ein verheirateter Priester) und Ce qui ne meurt pas (1884).

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Saint-Saveur-le-Vicomte (Dép. Manche)

Hinweis: Barbey d'Aurevilly war zunächst auf der Cimetière de Montparnasse beigesetzt worde; 1926 wurden die sterblichen Überreste auf den Kirchfriedhof von Saint-Saveur-le-Vicomte transferiert.

Louis-Ferdinand Céline eigentl. L.-F. Destouches

 

Französischer Schriftsteller und Arzt; der Sohn eine Buchhalters studierte Medizin und war nach seiner Ausbildung als Arzt von 1924 bis 1928 Mitglied der Hygienekommission des Roten Kreuzes. Als solcher unternahm er ausgedehnte Reisen durch Afrika und die USA. Zurück in Frankreich, arbeitete er an der staatlichen Klinik in Clichy als Armenarzt. Bekannt wurde er durch seine teilweise autobiographischen Roman Voyage au bout de la nuit (1932, dt. Reise ans Ende der Nacht) über einen Armenarzt, in dem er die Heuchelei und das Verbrechen der modernen Zivilisation anklagt. Durch seine stark durch das Pariser Argot (= Slang) durchsetzten Werke beeinflußte er die französische Literatur. Céline, der während der Besatzung mit der deutschen Besatzung kollaborierte, floh 1944 nach Dänemark, wo er interniert wurde. Nachdem er amnestiert war, kehrte er 1952 in seine Heimat zurück und nahm seine Arbeit als Armenarzt erneut auf.

Werke u.a.: Bagatelles pour un massacre (1937, dt. Die Judenverschwörung in Frankreich), Casse-pipe (1948), Féerie pour une autre fois (1952), Entretiens avec le professeur Y. (1955), D’un Château à l’autre (1957, dt. Von einem Schloß zum anderen), Nord (1960; Norden), Le pont de Londres (posthum 1964), Rigodon (posthum 1962).

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Bilder: Ferdinand Bardamu (03/2005) GNU FDL

Meudon (Dép. Hauts-de-Seine)

Omar-e Chajjam

 

Persischer Dichter, Mathematiker und Astronom; [arabisch “Zeltmacher”]; als Astronom am königlichen Hof befaßte er sich gemeinsam mit anderen mit der Reform des Kalenders und verbesserte astronomische Tabellen. Er verfaßte Schriften über Algebra, Geometrie und weitere verwandte Bereiche und war einer der bekanntesten Mathematiker seiner Zeit. Berühmt wurde er durch seine als Rubaijat bekannten Sammlung von Sinnsprüchen, ca. 1.000 Vierzeiler über die Natur und das Menschsein, in denen er zu diesseitigem Lebensgenuß aufruft. Außerdem schuf er in seiner “Algebra” eine systematische Lehre quadratischer und kubischer Gleichungen mit geometrischen und algebraischen Lösungen.

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Nischapur (Iran), Mausoleum

Bild: Keith D (05/2008)

Cottingham, East Riding of Yorkshire

Philip Arthur Larkin

 

Englischer Lyriker; studierte in Oxford, arbeitete dort seit 1943 als Bibliothekar, dann ab 1955 in Hull. Als Lyriker debütierte er 1955 mit The Less Deceived, gefolgt von weiteren Gedichten, die zunächst unter dem Einfluß von William Butler Yeats erschienen und später in der Tradition Thomas Hardys standen. Neben seinen Gedichten veröffentlichte Larkin eine Reihe von Romanen. In seinen Werke beschäftigte er sich zumeist mit der menschlicher Vereinsamung, mit Entfremdung und Tod. Für den “Daily Telegraph” schrieb er als Kritiker zwischen 1961 und 1971 Artikel über den Jazz, die als Sammlung unter dem Titel All What Jazz: A Record Diary 1961-68 im Jahre 1970 erschienen.

Werke u.a.: Trouble at Willow Gables (1943, publ. 2002, dt. Wirbel im Mädcheninternat Willow Gables), The North Ship (1945), Jill (1946), A Girl in Winter (1947, dt. Ein Mädchen im Winter), The Less Deceived (1955), The Whitsun Weddings (1964), High Windows (1974).

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Winfred Georg Maximilian Sebald

 

Deutscher Schriftsteller und Literaturwissenschaftler; der einer Glasbläserfamilie entstammende Sebald studierte von 1963 bis 1966 in Freiburg Germanistik, war danach bis 1970 an der University of Manchester Lektor und seit 1988 Professor für neuere deutsche Literatur an der University of East Anglia in Norwich. Dort setzte er sich für die Vermittlung deutschsprachiger Literatur im englischsprachigen Raum ein. Sebald kam bei einem Autounfall ums Leben.

Werke u.a.: Nach der Natur. Ein Elementargedicht, (1988), Unheimliche Heimat. Essays zur österreichischen Literatur (1991), Die Ringe des Saturn. Eine englische Wallfahrt (1995), Austerlitz (2001).

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Framingham Earl (Grafschaft Norfolk), Kirchfriedhof

Bild: Cameron Self (06/2008) www.poetsgraves.co.uk/
Bild: Andrei Romanenko (06/2007)

Jewgenij Abramowitsch Baratynskij

Russischer Dichter; Sohn eines Generalleutnants geboren. Als Jugendlicher kam er in das Pagenkorps in Sankt Petersburg zur Ausbildung, das er 1815 wegen diverser Jugendstreiche verlassen mußte mit dem Verbot einer Anstellung im Staatsdienst. Die nächsten drei Jahre verbrachte er in seinem Heimatdorf. 1818 trat er als einfacher Soldat in das Militär ein, wurde zwei Jahre später zum Unteroffizier befördert und kam mit seinem Regiment nach Finnland, wo er 1825 das Offizierspatent erhielt. Kurze Zeit später nahm er seinen Abschied, zog nach Moskau und widmete sich ausschließlich der Literatur. 1843 unternahm er eine größere Auslandsreise. Ein Jahr später verstarb er in Neapel. Baratynskij schrieb schwermütige, gedankenreiche, syntaktisch komplizierte Lyrik, besonders Oden, Elegien, romantische Poeme. 

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Sankt Petersburg, Tichwiner Friedhof am Aleksander Newskij Kloster

Edith Nesbit

 

Englische Schriftstellerin; Tochter eines Agrarchemikers, der bereits früh verstarb; aufgrund der fragilen Gesundheit ihrer Schwester Mary zog die Familie mehrmals um, lebte in Brighton, Buckinghamshire, Frankreich, Spanien und in Deutschland, bevor sie sich schließlich für drei Jahre in Halstead in Nordwest-Kent niederließ – eine Örtlichkeit, die sie später zu ihrem Buch The Railway Children (dt. Die Eisenbahnkinder) inspirierte, das 1906 erschien. Sie und der Bankangestellte Paul Bland (†1914), den sie 1877 kennengelernt hatte und, nachdem sie schwanger geworden war, 1888 heiratete, gehörten 1884 zu den Gründern der Fabian Society, einem Zusammenschluß linker Intellektueller, die sich später der Labour Party angeschloß. Drei Jahre nach seinem Tode heiratete Edith Nesbit, eine Anhängerin des marxistischen Sozialreformers und Schriftstellers William Morris, den Schiffsingenieur Thomas “the Skipper“ Tucker, dessen Herkunft aus der Unterschicht ihrer Familie und ihren Freunden nicht behagte. Außerdem hatte sie Kontakte zu den russischen Dissidenten Sergius Stepniak und Pjotr Kropotkin.

Die englischen Originalausgaben ihrer Bücher für Kinder veröffentlichte sie unter dem Namen E. Nesbit, der das Geschlecht der Autorin bewußt nicht erkennen ließ. Sie verfaßte über 40 humor- und phantasievolle Kinderbücher, in denen sich Realität und Phantasie mischen und von denen später einige sogar mehrfach verfilmt wurde. Einer ihrer erfolgreichsten Romane The Railway Children wurde dreimal von der BBC verfilmt (1951, 1957 sowie 1968, gesendet in Episoden),1970 als Kinofilm und im Jahre 2000 von der Carlton TV produziert.1

Edith Nesbit verfaßte auch zahlreiche Theaterstücke und Gedichtsammlungen für ihre jugendliche Leserschaft.

Werke u.a.: The Story of the Treasure-seekers (1899, dt. Die Schatzsucher), The Wouldbegoods (1899), Five Children and It (1902), The Phoenix and the Carpet (1904, dt. Der Phönix und der Teppich-Phönix, der Zaubervogel - verfilmt 1997), The Story of the Amulet (1906), The Enchanted Castle (1907), The House of Arden (1908), The Magic City (1910), The Wonderful Garden (1911, dt. Der verzauberte Garten).

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1 Die Schauspielerin Jenny Agutter (*1952) verkörperte 1968 und 1970 Roberta ”Bobbie“, das älteste der Kinder, und im Jahre 2000 die Mutter der Kinder.

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 Romney Marsh ( Kent), St Mary in the Marsh's churchyard

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Bild: Poliphilo (07/2015) Wikipedia.org
Bild: Ian Dunster (10/2007) Wikipedia.en
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Friedrich “FritzLienhard

 

Deutscher Schriftsteller; Sohn eines Dorfschullehrers; studierte ab 1884 evangelische Theologie in Straßburg, brach das Studium jedoch nach vier Semestern ab, ging nach Berlin und studierte dort Literatur und Geschichte, brach nach drei Semestern auch diese Studiengänge ab, um sich der Schriftstellerei zuzuwenden. Da er als freier Schriftsteller nicht erfolgreich war, wurde er als Hauslehrer tätig. Später arbeitete er bis Oktober 1894 als Chefredakteur bei der deutschnationalen Monatszeitschrift Das Zwanzigste Jahrhundert. Blätter für deutsche Art und Wohlfahrt. Während dieser Zeit unternahm er ausgedehnte Reisen durch Europa, die ihn unter anderem in die Schweiz, nach Italien, Spanien, Schottland und durch Skandinavien führten. 1900 wurde er gemeinsam mit dem Schriftsteller, Journalisten und Literaturhistoriker Adolf Bartels Herausgeber der Zeitschrift Heimat, die noch im gleichen Jahr in Deutsche Heimat umbenannt und zu einer Plattform für Deutschtümelei und der sog. Heimatkunstbewegung. Dort entwickelte sich Lienhard zu Vertreter der Heimatkunst und Wortführer “Heimatkunstbewegung“. Er strebte eine Rückbesinnung auf das klassische Erbe Weimars an und gründete zu diesem Zweck 1905 eine Zeitschrift unter dem Titel Wege nach Weimar. 1908 zog sich Lienhard nach Dörrberg (heute zu Gräfenroda, Ilm-Kreis) in die Einsamkeit des Thüringer Waldes zurück. Als er 1916 in den Vorstand der Goethe-Gesellschaft berufen wurde, ließ er sich in Weimar nieder, dem Sitz der Goethe-Gesellschaft. Sein Ziel, die Gesellschaft in eine Akademie umzuwandeln, konnte er nicht realisieren. 1918 wurde er in die Akademie Gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt aufgenommen, und von 1920 bis 1928 war er Herausgeber der national-konservativen Kulturzeitschrift Der Türmer. Ein halbes Jahr vor seinem Ableben zog er nach Eisenach.

Fritz Lienhard schrieb heute weitgehend in Vergessenheit geratene Gedichte, Dramen und Romane.

Werke u.a.: Lieder eines Elsässers (1895), Nordlandslieder (1899), Naphtali (1888), Till Eulenspiegel (1896), Die heilige Elisabeth (1904), Die weiße Frau (1889), Wasgaufahrten. Ein Zeitbuch (1895), Neue Ideale (1902), Der Spielmann. Roman aus der Gegenwart (1913), Heldentum und Liebe (1915), Friedrich der Große (1917), Die Stillen im Lande - sind auch die Starken (1929).

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Bild: Wikswat (04/2015), Wikipedia.de
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Eisenach, Hauptfriedhof (Neuer Friedhof)

Herbert Ziergiebel

 

 

Deutscher Schriftsteller; konnte seinen eigentlichen Wusch, Ingenieur zu werden nicht realisierte, machte eine Ausbildung zum Schlosser und war zunächst als technischer Zeichner tätig. Während des Zweiten Weltkrieges war er im antifaschistischen Widerstand aktiv, wobei er sich einer Verhaftung in letzter Minute zwar entziehen konnte, aber 1942 schließlich in Tirol doch noch entdeckt und verhaftet, zunächst in Innsbruck inhaftiert und dann in das KZ Dachau verbracht wurde, von wo er - kurz vor der Befreiung des Lahers durch US-amerikanische Truppen - fliehen konnte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges studierte er an der Humboldt-Universität in Berlin Philosophie und Geschichte . Danach war Ziergiebel einige Jahre als Journalist u. a. in Budapest tätig, von wo er während des Volksaufstandes im Jahre 1956 in die DDR zurückbeordert wurde. Zu Beginn der 1950er Jahre erschienen erste Arbeiten, u.a.. die Hörspiele Auf Wiedersehen, Gustav und Kapitän Brown verliert seine Wette. Seinen ersten Roman Rebellen um den preußischer Offizier Ferdinand von Schill veröffentlichte Ziergiebel 1953. Nach einer Reise durch das sozialistische Albanien kam 1956 sein Bericht Der letzte Schleier - Albanische Reisebilder auf den Markt. Sein 1959 veröffentlichter Roman Das Gesicht mit der Narbe wurde 1962 von der DEFA unter dem Titel Die letzte Chance mit Armin-Mueller-Stahl (*1930) in der Hauptrolle verfilmt 1966 erschien im Verlag Das Neue Berlin sein vielbeachteten Science-Fiction-Roman Die andere Welt., in dem er versucht, eine Antwort auf die Frage zu geben, wie ein Leben im Weltraum aussehen könnte. Nachdem er sich Mitte der 1970er Jahre gegen den Ausschluß von Mitgliedern des Schriftstellerverbandes der DDR ausgesprochen hatte, die die Ausbürgerung Wolf Biermanns (*1936) kritisiert hatten, kam es zu einem Zerwürfnis mit dem Verband, und es wurde ruhiger um ihn. Ziergiebel veröffentlichte danach nur noch die Science-Fiction-Erzählung Die Experimente des Professors von Pulex und 1975 unter dem Titel Vizedusa eine Sammlung humoristischer Anekdoten.

Werke u.a.: Die Flucht aus der Hölle (1955), Wenn es Tag wird (1963), Die andere Welt, (1966), Zeit der Sternschnuppen (1972)

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Bilder: Klaus Meinert (09/2015)

Berlin-Lichtenberg OT Karlshorst, Ev. Neuer Friedhof Friedrichsfelde

Anna Wimschneider née Anna Traunspurger

 

 

Deutsche Bäuerin, Autorin; viertes von neun Kindern eines Bauern; nachdem ihre Mutter im Kindbett früh gestorben war, mußte sie in Hof und Haushalt mitarbeiten. Als ihr Mann Albert Wimschneider, den sie 1939 geheiratet hatte und mit ihr auf dem Bauernhof lebte, schwer verwundet aus dem Zweiten Weltkrieg zurückkehrte, sah sie sich gezwungen, weiterhin den Bauernof weitgehend alleine zu bewirtschaften, zudem zog sie ihre drei Töchter auf und sich um die Pflege der alten Leute auf dem Hof zu kümmern. 

Berühmt wurde Anna Wimschneider 1985 durch ihre im Piper-Verlag erschienenen Autobiographie Herbstmilch – Lebenserinnerungen einer Bäuerin, - eigentlich für sich selbst als Erinnerung für ihre Töchter gedacht - die bald auf die Bestsellerlisten kam und die Joseph Vilsmaier mit Dana Vávrová und Werner Stocker in den Hauptrollen 1988 verfilmte. Im Jahr 1991 kam dann ihr zweites Werk Ich bin halt eine vom alten Schlag". Geschichten vom bäuerlichen Leben einst und jetzt.

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Bilder: Peter Müller (10/2015)

München, Neuer Südfriedhof

Schriftsteller CXIII

Omnibus salutem!