Herbert George Wells

 wells_hg_beresford_bd                                                    1922

Englischer Schriftsteller; aus ärmlichen Verhältnissen stammend, war er zunächst Hilfslehrer, arbeitete später als Journalist und freier Schriftsteller. Mit seinen zahlreichen wissenschaftlichen Abenteuerromanen, deren frühester The Time Machine (1895, dt. Die Zeitmaschine) ihn bekannt machte, ist Wells ein Mitbegründer der modernen Science-Fiction-Gattung. Im Gegensatz zu Jules Verne haben seine Werke jedoch einen gesellschaftskritischen Ansatz; sein anfangs von Pessimismus geprägtes Bemühen, neue Ideen und wissenschaftliche Erkenntnisse (wie die seines Lehrers, des Darwinisten T.H. Huxley) zu vermitteln, fand Niederschlag in der Schrift A Modern Utopia (1904, dt. Jenseits des Sirius). In seinem 1913 verfaßten und 1914 erschienenen Roman The World Set Free (1914, dt. Befreite Welt) bietet er einen Blick in eine Welt, die drauf und dran ist, sich selbst zu zerstören .In dem Roman nahm er den Einsatz von Atombomben - er prägte diesen Begriff - voraus (inspiriert war er vom Werk des englischen Chemikers Frederick Soddy Interpretation of Radium (dt. 1909, Die Natur des Radiums), das den damaligen Erkenntnisstand zur Radioaktivität - 1898 hatte Marie Curie das namengebende Element Radium entdeckt - zusammenfaßte. Wells unterstützte den Ersten Weltkrieg und nannte ihn den ”Krieg zur Beendigung aller Kriege“. 1918 wurde er kurze Zeit Propagandaleiter gegen Deutschland unter Lord Northcliffe im Crewe House, einer Abteilung des Ministeriums für Information. Er entwarf hier ein Schema zur Nachkriegsgestaltung Europas.

Von 1903 bis 1908 war Wells Mitglied der Fabian Society, eine britische sozialistische intellektuelle Bewegung, die er nach Auseinandersetzungen u.a. mit George Bernard Shaw wieder verließ; aus dem Marxisten wurde ein undogmatischer Pazifist und Sozialist. Seine Reformbestrebungen wurden auch deutlich in einer Reihe sozialkritischer, aus der beengten Perspektive des Kleinbürgertums erzählter Romane (Kipps, 1905, dt. Tono-Bungay, 1908), deren Humor ihm den Ruf eintrug, ein Nachfolger Charles Dickens' zu sein. In einer berühmt gewordenen literarischen Kontroverse mit Henry James setzte sich Wells vehement für eine sozial engagierte Literatur ein. Die beiden Weltkriege erweckten in Wells, der als Journalist (er interviewte Stalin und F.D. Roosevelt) und Präsident des PEN-Clubs aktiv die Umsetzung politischer Ideale wie der des Völkerbundes betrieb, erneut einen tiefen Pessimismus.

Buchumschlag der Originalausgabe von 1898

Sein letztes Werk, Mind at the End of its Tether (1945, dt. Der Geist am Ende seiner Möglichkeiten), ist geprägt von düsterem Nihilismus. Berühmt geworden ist auch seine 1898 veröffentlichte Erzählung The War of the Worlds (dt. Krieg der Welten) durch die unter der Regie und Bearbeitung von Orson Welles durch den Radiosender CBS 1938 ausgestrahltes Hörspiel, das von den Hörern als Realität wahrgenommen wurde, eine Panik in der Bevölkerung der Vereinigten Staaten ausgelöst wurde. Zuvor, in seinem 1933 erschienenen Science-fiction Roman The Shape of Things to Come, der wie ein Geschichtsbuch angelegt ist und einen Zeitraum bis 2106 umfaßt, sagte er nicht nur einen Zweiten Weltkrieg voraus, der allerdings bis 1966 andauert, sondern auch moderne Waffenentwicklungen in folgenden Kriegen. Der Roman wurde 1936 in England von Alexander Korda als Produzenten unter dem Titel Things to Come (dt. Was kommen wird) verfilmt.

Werke u.a.: The Island of Doctor Moreau (1896), The Invisible Man (1897), The First Men in the Moon (1901), The Food of the Gods and How It Came to Earth (1904), In the Days of the Comet (1906), Men Like Gods (1923).

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Paul Wiens

 

Deutscher Lyriker; der Sohn jüdischer Eltern verbrachte seine Kindheit in Berlin, bis seine Familie 1933 mit der Machtergreifung durch die Nazis, in die Schweiz auswanderte. Dort studierte er in Genf und Lausanne Philosophie. 1943 wurde Paul Wiens wegen Wehrkraftzersetzung in Wien verhaftet und in St. Pölten sowie im Arbeitserziehungslager Lanzendorf (Niederösterreich) bis Kriegsende inhaftiert. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte er 1947 über Weimar nach Berlin zurück, wo er bis 1950 als Lektor und Übersetzungsredakteur im Aufbau-Verlag arbeitete. Nebenbei veröffentlichte er erste Gedichte und wurde 1952 schließlich freischaffender Schriftsteller. In dieser Zeit verfaßte er auch Drehbücher, dessen bekannteste das Script zum Film Sonnensucher war, das der Filmregisseur Konrad Wolf im Jahr 1958 verfilmte. Ein Veto der damaligen Sowjetunion verhinderte die Aufführung des Film; erst 1972 erfolgte die Uraufführung. 1964 wurde Wiens Mitglied des Deutschen P.E.N.-Zentrum Ost und West, war sechs Jahre lang Vorsitzender an der Spitze des Schriftstellerverbandes der DDR und ab 1982 Chefredakteur der Zeitschrift Sinn und Form.

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Hansgeorg Stengel

 

 

Deutscher Dichter, Satiriker und Kabarettist; von seiner Popularität zeugen viele Bücher, die trotz hoher Auflagen nur selten zu haben waren. Er schrieb für die Satire-Zeitschrift Eulenspiegel, zog gegen Sprachschluderei zu Felde (lange bevor Bastian Sick mit ähnlichen Bücher Erfolg hatte) und unterhielt sein Publikum mit gekonntem Wortwitz; davon zeugen auch die Titel seiner Bücher: Mit Stengelszungen, Der Unschuldsstengel, Stenglisch for you oder Im Stenglischen Garten.

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Dinah Nelken eigentl. Bernhardina Ohlenmacher-Nelken

 

 

Deutsche Schriftstellerin und Drehbuchautorin; in den 1920er Jahren hatte sie ihre ersten Erfolge mit Kurzgeschichten und Feuilletons für die Berliner Presse und Texten für das von ihr mitbegründete politisch-literarische Berliner Kabarett "Die Unmöglichen". Ende der 1920er Jahre zog sie in die Künstlerkolonie Wilmersdorf und schrieb dort 1932 den Schlüsselroman Eineinhalb Zimmer Wohnung (1932) über eine typische Wohnung in der Künstlerkolonie. 1936 emigrierte sie mit ihrem Lebensgefährten und späteren Mann Ohlenmacher nach Wien, wo sie zahlreiche Filmdrehbücher schrieb. Nach dem ”Anschluß” Österreichs an das Deutsche Reich floh sie auf die dalmatinische Insel Korcula und 1943 weiter nach Italien, wo sie bei dem Verleger Mondadori arbeitete. 1950 kehrte sie mit ihrem Mann nach West-Berlin zurück. Als ihr wichtigstes Werk gilt der Roman Spring über deinen Schatten, spring! (1954), der sich mit der Erfahrung des Faschismus auseinandersetzt. In den 1970er und 1980er Jahren engagierte sie sich für die Initiative "Künstler für den Frieden".

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Asche aus einem Flugzeug über dem Meer verstreut

Bild: Wolfgang Prokosch (09/2006)

Bruno Apitz

 

 

Deutscher Schriftsteller; aus einfachen Verhältnissen stammend (12. Kind einer Waschfrau); besuchte die Volksschule und machte anschließend eine Ausbildung zum Stempeldrucker. 1919 trat er der SPD und 1927 der KPD bei. Aufgrund seiner politischen Aktivitäten wurde er mehrmals inhaftiert. Von 1937 bis 1945 war er Häftling im Konzentrationslager Buchenwald. Nach 1945 arbeitete er als Dramaturg der DEFA und als Hörspielautor und war 1946 Gründungsmitglied der SED und Mitglied im Hauptvorstand des Deutschen Schriftstellerverbands. Berühmt ist er geworden als Autor des nicht ganz unumstrittenen Romans Nackt unter Wölfen über die Rettung eines Kindes im KZ Buchenwald, der ein anschauliches Bild vom Martyrium der Häftlinge vermittelt, von ihrer Solidarität und Menschlichkeit in unmenschlichem Umfeld (historisch korrekt ist die Darstellung im Roman jedoch nicht: Tatsächlich überlebten ca. 900 Kinder die Hölle von Buchenwald von Buchenwald). In der DDR war der Roman Pflichtlektüre an den Schulen. Der Regisseur Frank Beyer verfilmte ihn in den 1960er Jahren u.a. mit Armin Müller-Stahl.

Autobiographischer Roman: Der Regenbogen (1976).

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Bild: Wolfgang Prokosch (09/2006)

Berlin, Zentralfriedhof Friedrichsfelde

Berlin, Zentralfriedhof Friedrichsfelde

Bild: Wolfgang Prokosch (09/2006)

Ludovít Velislav Stúr

Slowakischer Lyriker, Epiker, Philologe und Politiker; war von 1836 bis 1838 und von 1840 bis 1843 Lehrer am Evangelischen Lyzeum in Preßburg (heute Bratislava). Stúr machte sich sehr verdient, indem er die heutige, auf dem mittelslowakischem Dialekt beruhende slowakische Schriftsprache durch Einführung einer neuen phonetischen Orthographie begründete. Dafür erhielt er 1843 auch die Zustimmung der maßgeblichen Vertreter der slowakischen Nation (anläßlich der Sprachreform von 1851 auch die der Katholiken, die damals noch eine ältere Version der Literatursprache von Anton Bernolák verwendeten), und somit war das slowakische Volk sprachlich, kulturell und national geeint. 1847 wurde er in den ungarischen Landtag (in Preßburg) gewählt. Dort engagierte er sich besonders für die Belange der Slowaken gegenüber den Ungarn. Im Revolutionsjahr 1848 war er einer der Organisatoren und Führer des slowakischen Freiheitskampfes, wofür er verfolgt wurde. Nach dem Tod seines Bruders Karol bezog er dessen Haus in Modra, um dort für die Familie des Verstorbenen zu sorgen. Hier schrieb er sein (auf deutsch abgefaßtes) Buch Das Slawenthum und die Welt der Zukunft sowie patriotische Gedichte; zugleich war er Sammler und Herausgeber slowakischer Volkslieder und Märchen. Er starb an den Folgen eines Jagdunfalls, bei dem er sich mit seiner Waffe ernsthaft selbst verletzt hatte.

 

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Berlin, Friedhof a.d. Stubenrauchstraße

William Shakespeare

Englischer Dramatiker, Dichter und Schauspieler; über die Kindheit und Jugend des Sohnes eines Pächters aus der Nähe von Stratford ist wenig konkretes bekannt; er besuchte vermutlich die örtliche Lateinschule, und als gesichert gilt, daß er 1582 die acht Jahre ältere Anne Hathaway (†1623) heiratete, die Tochter eines Farmers. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Susanna (*1583) und die Zwillinge Hamnet und Judith (*1585). Die Zeit bis 1592 liegt im Dunkeln; vermutlich hielt Shakespeare sich in London auf, zumindest 1592 wurde sein Name dort erwähnt, und zumindest ab 1594 war er Mitglied der Theatertruppe der Chamberlain's Men (ab 1603 King's Men), der er während seines gesamten Schauspielerlebens angehörte. Ab 1599 war er dann auch Teilhaber am Globe Theatre, ab 1608 am Blackfriars Theatre. Bekannt aus den Unterlagen ist, daß Shakespeare 1597 in Stratford ein großes Haus kaufte und Geld in Grundbesitz investierte; daher kann vermutet werden, daß er evtl. 1610, sicher aber 1612 wieder an seinen Geburtsort zurückzog; ab 1613 dürfte er sich aus dem Theaterleben zurückgezogen haben. In der Literaturwissenschaft ist auch heute noch umstritten, ob Shakespeare die ihm zugeschriebenen Stücke wirklich selbst verfaßt hat. In Betracht gezogen werden u.a. Christopher Marlowe, Francis Bacon und v.a. Edward de Vere, 17. Earl of Oxford (*1550, †1604). Auf jeden Fall aber gehören die ihm zugeschriebenen Werke zu den bedeutendsten der Weltliteratur. Sie haben großen Einfluß auf die Entwicklung vor allen Dingen des Dramas und der Komödie.

Werke u.a.: The Comedy of Errors (um 1591, gedruckt 1621, dt. Die Komödie der Irrungen), The Taming of the Shrew (um 1594, gedruckt 1623, dt. Der Widerspenstigen Zähmung), The Two Gentlemen of Verona (ca. 1590–95, gedruckt 1623, dt. Die beiden Veroneser), Romeo and Juliet (1595, gedruckt 1597 als Raubdruck, dann 1599, dt. Romeo & Julia), A Midsummer Night's Dream (1595/96, gedruckt 1600, dt. Ein Sommernachtstraum), The Merchant of Venice (1596, dt. Der Kaufmann von Venedig), Much Ado about Nothing (um 1598/99, gedruckt 1600, dt. Viel Lärm um Nichts), The Tragedy of King Richard the Third (1597 ,uraufgeführt 1633, dt. Die Tragödie von König Richard III.), The Tragedy of Julius Caesar (1599, gedruckt 1623, dt. Julius Cäsar), As You Like It (um 1599, gedruckt 1623, dt. Wie es euch gefällt), The Merry Wives of Windsor (1600/01, dt. Die lustigen Weiber von Windsor), Hamlet, Prince of Denmark (um 1601, gedruckt 1603, dt. Hamlet), Twelfth Night or What You Will (um 1601, gedruckt 1623, dt. Was ihr wollt), Othello (um 1604, gedruckt 1622), King Lear (um 1605, gedruckt 1608, dt. König Lear), Antony and Cleopatra (um 1607, gedruckt 1623, dt. Antonius und Cleopatra), Macbeth (um 1608, gedruckt 1623).

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Bild: Wolfgang Prokosch (09/2006)

Berlin-Lichtenvberg, Zentralfriedhof Friedrichsfelde, Grabanlage Pergolenweg

Bilder: Peter Malaschitz (2006)

Modra (Slowakei), Nationalfriedhof

Endre Ady

                                           

Ungarischer Dichter; einer vornehmen Siebenbürgener Familie entstammend, arbeitete er nach dem Studium als Journalist in Großwardein (heute Oradea), wo er Adél Brüll kennelernte, eine verheiratete Frau, die er in seinen Gedichten als ”Léda” verewigte. Mit ihr reiste er nach Paris und kam dort in Berührung mit der modernen westeuropäischen Literatur. Nach seiner Rückkehr in die Heimat schrieb er für die Zeitung Budapest Napló und nutzte sie, um viele seiner Gedichte zu veröffentlichen, die auf großes Interesse stießen, so daß er Gedichtebände (Új versek, 1906; Vér és arany, 1907) veröffentlichte. Nachdem er sich der radikalen Gruppe Huszadik Század (Zwanzigstes Jahrhundert) angeschlossen hatte, mußte er seine Tätigkeit bei der Zeitung aufgeben. Nach einem weiteren Aufenthalt in Paris begann er für die neugegründete Zeitschrift Nyugat (Der Westen) zu arbeiten, deren Herausgeber er 1912 wurde. Ebenfalls im Jahre 1908 begründete er in Großwardein den literarischen Zirkel A Holnap (Der Morgen). Teilweise wurde er wegen seiner symbolistischen Liebesgedichte und politischen Lyrik angegriffen; es wurde ihm u.a. unpatriotisches Verhalten vorgeworfen. Der ungarische Philosoph und Literaturhistoriker Georg Lukacs urteilte über Ady: ”Es wäre nicht übertrieben zu sagen: Wenn es Ady nicht gäbe, müßte man ihn erfinden.” (zitiert nach www.lukacs-gesellschaft.de).

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Budapest, Kerepesi Temetö

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Stratford-upon-Avon, Holy Trinity Church

Schriftsteller LXXIV

Omnibus salutem!