Bild: Wolfgang Prokosch (08/2007)

Peter Petersen

 

Deutscher Pädagoge; geprägt von seinem Umfeld in Kindheit und Jugend - er wuchs in einer bäuerlichen Lebensgemeinschaft mit sechs weiteren Geschwistern auf - entwickelte er, nachdem er die autoritären Erziehungsmaßnahmen in der wilhelminischen Zeit als repressiv erkannt hatte, neue Erziehungskonzepte, die er später als Leiter der Jenaer Universitätsschule in einem zehnjährigen Schulmodell erprobte. Dabei ersetzte er die festen Schulstundenabläufe durch freies Arbeiten nach Wochenarbeitsplänen mit Gruppenunterricht sowie die Jahrgangsklassen durch “Stammgruppen” aus mehreren Jahrgängen, wobei Spiele und Feste einbezogen wurden. Er aktivierte Schüler, die Patenschaften für jüngere übernahmen und Eltern zum Engagement in der Schulgemeinde.

Werke u.a.: Der Jena-Plan (3 Bde., 1930-34).

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Großenwiehe b. Flensburg

Friedrich Wilhelm Raiffeisen

                

Deutscher Sozialreformer; der Sohn eines Landbürgermeisters trat als 17-Jähriger in die preußischen Armee ein, mußte jedoch 1843 infolge eines Augenleidens seinen Abschied nehmen und wurde daraufhin in den preußischen Kommunaldienst versetzt. Als Bürgermeister kleinerer Gemeinden im Westerwald, erlebte er unmittelbar die durch Überschuldung, überhöhte Zinsen etc. entstandene Not der Landbevölkerung. Um diesen Menschen einen Ausweg aus der Schuldenfalle zu bieten, schuf er das auf solidarischer Selbsthilfe beruhende ländliche Genossenschaftswesen, besonders die ländlichen Kreditgenossenschaften (1864 Heddesdorfer Spar- und Darlehenskassenverein). Nach seiner Pensionierung im Jahre 1865 widmete er sich dann dem Aufbau einer Dachorganisation, um die einzelnen lokalen Vereine zusammenzuschließen. So entstanden mit der Zeit die deutschen Raiffeisen-Genossenschaften, mit deren Hilfe es gelang, die Landwirtschaft zu entschulden und unabhängig vom Kreditwesen zu machen. Raiffeisen, der Herausgeber des Landwirtschaftlichen Genossenschaftsblattes war und verschiedene Anleitungen zur Gründung von Genossenschaften verfaßte, unpolitisch aber eher konservativ, bezweckte mit den Genossenschaften eine Stärkung der bäuerlichen Landwirtschaft und langfristig einen Wandel der Wirtschaftsethik. Bei seinem Tode gehörten seiner Organisation mehr als 400 über ganz Deutschland verbreitete Genossenschaften an.

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Neuwied, Friedhof Sohler Weg

Bilder: Michael Maur (08/2007)

Elizabeth David née Elizabeth Gwynne

1923

Britische Kochbuchautorin; gilt als eine der hervorragendsten britischen Kochsachverständigen des 20. Jahrhunderts. Ihr Verdienst liegt v.a. darin, daß sie die italienische und französische Küche in Großbritannien bekanntmachte; sie hatte während des Studiums an der Sorbonne in Paris zwei Jahre lang in einer französischen Familie gelebt. Beeinflußt haben sie aber auch ihre auf zahlreichen Reisen gesammelten Erfahrungen: sie war zusammen mit ihrem Mann kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges mit einem gekauften Boot durch das Mittelmeer gesegelt, als sie, um der Internierung zu entgehen, vor den deutschen Truppen fliehen mußte: Von Antibes nach Korsika, von dort nach Italien, dann nach Griechenland und schließlich nach Ägypten, wo sie für das Informationsbüro zu arbeiten begann. 1946 kehrte sie schließlich – geschieden – nach England zurück und begann Artikel über das Kochen zu verfassen. 1949 erhielt sie von einem Verlag das Angebot, über die Mittelmeerküche zu schreiben. Sie ging in Vorbereitung hierfür mehrere Monate nach Venedig, in die Toskana und nach Capri. Anfangs gab es Schwierigkeiten, die Rezepte nachzukochen, da viele der benötigten Zutaten in England entweder gar nicht bekannt oder nicht zu kaufen waren. Ihre Bücher waren ein Erfolg, aber ihr 1960 erschienenes Kochbuch French Provincial Cooking betätigte ihre Stellung als die inspirierendste und einflußreichste Kochbuchautorin in englischer Sprache. In ihren Anfang der 1970er Jahre erschienenen Büchern English Kitchen und English Bread and Yeast Cookery wandte sie sich schließlich auch der englischen Küche zu. 1965 gründete David in Londons Stadtteil Pimlico ihr eigenes, dem Kochen gewidmetes Geschäft, schrieb Artikel für die Zeitschrift Vogue sowie Kochbücher. 1963 starb sie an Gehirnblutungen, ausgelöst vermutlich durch exzessiven Alkoholgenuß.

Werke u.a.: French Country Cooking (1951), Italian Food (1954), Summer Cooking (1955).

Inschrift: Her books on cookery brought joy and enlightment to food-lovers all over the world.[Ihre Kochbücher brachten Feinschmeckern auf der ganzen Welt Freude und Erleuchtung]

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Folkington (East Sussex), Saint Peter's Churchyard

Bild: Andrew McAlpine (02/2007)
Bilder: Steffen Giesler (08/2007)

Holger Klaus Meins

 

Deutscher Terrorist; der Sohn eines Hamburger Kaufmanns begann 1962 ein Kunststudium in Hamburg, brach dieses jedoch 1966 ab. Anschließend besuchte er die Film- und Fernsehakademie in Berlin, wo er Kommilitone des späteren erfolgreichen Filmemachers Harun Farocki und des späteren Hollywood-Regisseurs Wolfgang Petersen (*1941) war, und drehte dort seinen ersten Film, Oskar Langenfeld. Im selben Jahr nahm er erstmals an einer Demonstration des Sozialistischen Deutschen Studentenbunds (SDS) gegen den Vietnamkrieg und im folgenden Jahr, am 2.6.1967, in Berlin an der Demonstration gegen den Besuch des Schahs von Persien teil, in dessen Verlauf Benno Ohnesorg von dem Kriminalobermeister Karl-Heinz Kurras erschossen wurde – ein Ereignis, das zu seiner und der Radikalisierung eines Teils der Studentenschaft beitrug. Im September 1969 zog Meins in die “Kommune 1” in Berlin ein, im Oktober 1970 schloß er sich der Roten Armee Fraktion (RAF) an und ging in den Untergrund. Nach Beteiligung an mehreren spektakulären Aktionen der RAF (Bombenanschläge während der sogenannten “Maioffensive” vom 11. bis 24. Mai 1972 in verschiedenen deutschen Städten) wurde er zu einem der meistgesuchten Terroristen in der Bundesrepublik. Am 1. Juni 1972 wurde er in Frankfurt am Main aufgespürt und zusammen mit Andreas Baader und Jan-Carl Raspe nach einer Schießerei festgenommen, zunächst in Bochum, später in Koblenz und zuletzt in Wittlich inhaftiert. Erstmals trat er im Januar 1973 mit den anderen RAF-Terroristen in einen verabredeten Hungerstreik. Trotz der problematischen künstlichen Ernährung, die gerichtlich angeordnet wurde, verlor er bei seiner zweiten Verweigerung von Nahrungsaufnahme weiter dramatisch an Körpergewicht, und sein körperlicher Zustand verschlechtert sich bei seinem dritten, am 13.9.1974 begonnenen Hungerstreik noch weiter. Bei seinem Tod wog Meins bei einer Größe von 1,86 Meter nur noch 39 Kilogramm.

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Hamburg-Stellingen, Friedhof

Horst Ludwig Wessel

 

SA-Führer; Sohn des evangelischen Pfarrers Ludwig Wessel, der seit 1913 an der Berliner St.-Nikolai-Kirche tätig war. Das Abitur legte er am Königsstädtischen Gymnasium in Berlin ab, in dem Sebastian Haffner, der damals Raimund Pretzel hieß, einer seiner Mitschüler war. 1922, nach dem Tod des Vaters war er in dessen Haus wohnen geblieben. Er trat der Bismarck-Jugend bei, der Jugendorganisation der Deutschnationalen Volkspartei, dann dem Bund Wiking, einer quasi-militärischen Organisation aus dem Umfeld der Organisation Consul - eine Organisation, die für die politischen Morde 1921 an Matthias Erzberger und im Juni 1922 an Walther Rathenau verantwortlich war. Ab 1926 studierte er dann einige Semester Rechtswissenschaften; im selben Jahr wurde er Mitglied der NSDAP und ab 1929 leitete er als SA-Sturmführer die Gruppe “Sturm 5”. Das  von ihm 1927 verfaßte und zunächst in einer Zeitung abgedruckte Gedicht Die Fahne hoch... wurde - unterlegt mit der Melodie eines Matrosenliedes - als “Horst-Wessel-Lied” im Dritten Reich zur offiziellen Partei- und zweiten deutschen Nationalhymne” nach dem Deutschlandlied.

Wessel starb an den Folgen schwerer Verletzungen, die er - gemäß der damals offiziellen Stellungnahme zu seinem Tode - bei einem Überfall politischer Gegner erlitten haben soll; tatsächlich rührten sie von einer Auseinandersetzung um eine Prostituierte, die 18jährige Erna Jaenichen, mit der er zusammenlebte, her. Die Vermieterin, die Witwe Salm, bei der das Paar zur Untermiete wohnte, verlangte den sofortigen Auszug von Wessel und Jaenichen, und bat, da diese sich weigerten, dem Wunsch nachzukommen, einige ehemalige Weggefährten ihres verstorbenen Mannes, die sich in einem in der Nähe liegenden Lokal, einem Treffpunkt einer kommunistischen ”Sturmabteilung“, aufhielten, um Hilfe. Einer dieser Männer schoß Wessel, als dieser die Tür öffnete, in den Mund.Die KPD, der die Schuld an seiner Ermordung in die Schuhe geschoben werden sollte, wiesen jede Beteiligung an seinem Ableben als Erfindung zurück (die Umstände des Todes sind allerdings bis heute nicht vollständig geklärt). Der Gauleiter der NSDAP für Berlin, der spätere Reichspropagandaminister Joseph Goebbels, stilisierte ihn zum “Blutzeugen der Bewegung”, zum politischen Märtyrer der Nationalsozialisten: 1933 erklärte Goebbels das Sterbezimmer Wessels zur nationalen Gedenkstätte, und das Krankenhaus, in das er am 14. Januar 1930 eingeliefert worden war und in dem er starb, erhielt seinen Namen, ebenso wie der Berliner Bezirk Friedrichshain, indem es in Horst-Wessel-Stadt umgenannt wurde. Ebenso wurden zahlreiche Straßen und Schulen nach ihm benannt, und ein Segelschulschiff der Reichsmarine erhielt seinen Namen.

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Bilder: Hajo Rackel (11/2009)

Hinweis: Horst Wessel wurde im Grab seines Vater beigesetzt. Auf dem Grabstein ist sein Name nicht mehr vermerkt; die rechte Seite des Grabsteins wurde abgeschlagen.

Berlin, St. Marien- und St. Nikolai-Friedhof

Karl Gerold

 

 

Deutscher Journalist; einer Arbeiterfamilie entstammend; nach einer Ausbildung zum Mechaniker in den Vereinigte Filzfabriken AG in Giengen an der Brenz, in denen auch seine Mutter arbeitete, fand er eine Anstellung bei dem Waffenhersteller Mauser in Oberndorf am Neckar, der Tätigkeiten in Mannheim, Ludwigshafen und Berlin einen Arbeitsplatz in einer Buntweberei in Wehr nahe der Grenze zur Schweiz folgten. Gerold, der bereits während seiner Ausbildung der Jugendorganisation der SPD und 1922 der Sozialistischen Arbeiterjugend beigetreten war und als freier Mitarbeiter für verschiedener Zeitungen arbeitete, wurde nach der “Machtergreifung“ der Nationalsozialisten im Jahre 1933 in “Schutzhaft“ genommen, konnte jedoch wenig später in die Schweiz fliehen und war dort Mitbegründer des Bundes deutscher föderativer Sozialisten. 1943 kam er allerdings wegen “Neutralitätsbruchs“ vor Gericht und wurde zu einer Gefängnisstrafe auf Bewährung verurteilt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war er zunächst in Wiesbaden als Korrespondent für Schweizer Zeitungen tätig. Nachdem am 1. August 1945 die Tageszeitung Frankfurter Rundschau die erste Lizenz der US-amerikanischen Besatzungsmacht erhalten hatte und im April 1946 gegründet worden war, wurde Gerold einer der Herausgeber. 1952 trat er aus der SPD aus, um mit diesem Schritt seine journalistische Unabhängigkeit unter Beweis zu stellen. 1954 wurde er alleiniger Herausgeber und Mehrheitsgesellschafter, wobei er zugleich die Aufgaben des Chefredakteurs übernahm. Unter seiner Leitung entwickelte sich die Zeitung zu einem wichtigen überregionalen Blatt, das linke Positionen vertrat. Zwei Jahre nach Karl Gerolds Tod wurde nach seinem erklärten Willen im Juli 1975 die Karl-Gerold-Stiftung ins Leben gerufen. Gerold war auch Verfasser mehrerer Gedichtbände.

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Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

Bilder: Dieter Georg (11/2012)

Karl-Eduard Richard Arthur von Schnitzler

schnitzler_ke_bdBundesarchiv 

 

Deutscher Journalist; jüngster Sohn des Legationsrates Julius Eduard von Schnitzler, u.a. als Vizekonsul in Shanghai tätig, der 1913 in den preußischen Adelsstand erhoben worden war; trat 1932 in die Sozialistische Arbeiter-Jugend (SAJ) ein und begann, sich mit dem Kommunismus auseinanderzusetzen. 1937 begann er in Freiburg im Breisgau ein Medizinstudium, das er jedoch abbrach, als er aufgrund seiner ehemaligen Mitgliedschaft in der inzwischen verbotenen SAJ vor die Entscheidung gestellt wurde, entweder in den NS-Studentenbund einzutreten oder relegiert zu werden, und begann eine kaufmännische Lehre in Köln. Im Zweiten Weltkrieg diente er von 1939 bis 1944 als Soldat in der deutschen Wehrmacht. Bereits 1943 nahm er Verbindung zur französischen Résistance auf, wurde verhaftet und leistete, nachdem ihm die Flucht aus der Untersuchungshaft gelungen war, Widerstandsarbeit unter Wehrmachtsoldaten. Im Juni 1944 geriet er in britische Gefangenschaft und arbeitete in dieser Zeit als Propagandist des Ministry of Information in der Redaktion einer täglichen BBC-Sendung, in der deutsche Kriegsgefangene mittels Radiosendungen versuchten, die Bevölkerung im Deutschen Reich zum Widerstand gegen das Nazi-Regime zu motivieren. Nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft im Jahre 1945 wurde er Kommentator beim Rundfunk in der britischen Besatzungszone, dem Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR) in Köln, und übernahm noch im selben Jahr die Leitung des Frauenfunks in der NWDR-Zentrale. Als solcher leistete er Beiträge zur Sendereihe Sind wir auf dem richtigen Wege?, die von Peter von Zahn geleitet wurde. Am 1.1.1946 wurde er Leiter des Ressorts Politik des NWDR Köln. Wegen fortgesetzter kommunistischer Propaganda im Rahmen seiner Sendungen wurde er zum Ende des Jahres 1947 aus seiner Stellung gekündigt. Er verließ daraufhin die damalige britische Besatzungszone, wurde im März 1948 Mitarbeiter des Berliner Rundfunk und Deutschlandsender in der sowjetische Besatzungszone (SBZ) und im Juni 1948 Mitglied der im April 1946 gegründeten Sozialistischen Einheitspartei Deutschland (SED). 1952 wurde von Schnitzler Leiter der Kommentatorengruppe des Staatlichen Rundfunkkomitees und später Chefkommentator des Deutschen Fernsehfunks bzw. des Fernsehens der DDR. Er moderierte von 1960 bis zum Ende der DDR im Jahre 1989 die vom Staatsfernsehen der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) ausgestrahlten Polit-Sendung “Der schwarze Kanal”, die agitatorisch Ereignisse in der Bundesrepublik bzw. in der westlichen Welt in stark verfälschender Tendenz verbreitete. Insbesonders polemisierte er gegen die “Ostpolitik” der aus SPD und FDP bestehende, unter Kanzler Willy Brandt geführten neuen Regierung. Sein Gegenpart im Fernsehen der Bundesrepublik war der Journalist Gerhard Löwenthal, der im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) von 1969 bis 1988 jede zweite Woche die politische Sendung “ZDF-Magazin” leitete und moderierte.

von Schnitzler sah den Kommunismus bis zu seinem Ende als einzige Alternative zum unmenschlichen Kapitalismus an. Nach dem Ende seiner letzten Sendung verabschiedete er sich - unbeeindruckt von den teilweise repressiven Geschehnissen in der 40 Jahre währenden Geschichte der DDR - mit dem Worten: “Der Klassenkampf geht weiter, also auch die aktuelle streitbare Polemik. […] In diesem Sinne werde ich meine Arbeit als Kommunist und Journalist für die einzige Alternative zum unmenschlichen Kapitalismus fortsetzen, als Waffe im Klassenkampf zur Förderung und Verteidigung meines sozialistischen Vaterlandes. Und in diesem Sinne, meine Zuschauerinnen und Zuschauer, liebe Genossinnen und Genossen: Auf Wiederschauen. Nach der “Wende” trat er aus der Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS), der Nachfolgeorganisation der SED, aus und wurde Mitglied der DKP. von Schnitzler verfaßte dann noch für einige Monate eine Kolumne für die Satirezeitschrift Titanic und war Autor der Weißenseer Blätter, einer Zeitschrift des Weißenseer Arbeitskreises der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg.

Karl-Eduard von Schnitzler war viermal verheiratet: seit 1940 mit Marlis Hoeres, seit 1952 mit der Schauspielerin Inge Keller - die Ehe wurde 1956 geschieden. seit 1958 mit Christine Laszar sowie nach der Scheidung mit der ungarischen Schauspielerin, Sängerin und Redakteurin Márta Rafael.

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Eichwalde (Ldkrs. Dahme-Spreewald, Brandenburg)

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Bilder: Klaus Meinert (05/2018)

Marthe Richard eigentl. Marthe Crompton née Betenfeld

                      1915

 

Französische Prostituierte, Pilotin, Spionin; wuchs in einfachen Verhältnissen auf; begann 1903 eine Ausbildung zur Hosenschneiderin. Nachdem sie in Blâmont in einem Bordell der dort stationierten Garnison als Prostituierte zu arbeiten begonnen hatte und einen ihrer Kunden mit Syphilis infiziert hatte und daraufhin angezeigt worden war, wurde sie 1905 in das Nationale Prostituiertenregister eingetragen. Auch nachdem sie 1907 nach Paris umgezogen war, ging sie zunächst weiterhin der Prostitution nach. Als sie im selben Jahr den Fischhänder Henri Richter kennengelernt hatte - sie heirateten 1915 (er starb im Mai 1916 an den Folgen einer vor Verdun erlittenen Verletzung) -, ermöglichte ihr nicht nur eine Ausbildung und führte sie in die gehobene Gesellschaft ein, sondern ermöglichte ihr - als einer der ersten Französinnen überhaupt - 1913 nicht nur den Erwerb eines Pilotenscheins, sondern kaufte ihr ein Flugzeug. Von der Presse wurde sie als l’Alouette (die Lerche). trotz eines schweren Verletzung aufgrund einer Bruchlandung frönte sie weiterhin ihrer Leidenschaft des Fliegens. Ihr Wusch, nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs aktive als Pilotin teilnehmen zu können, wurde ihr verwehrt, worauf sie gemeinsam mit anderen Fliegerinnen 1914 l’Union patriotique des Aviatrice françaises; im Krieg durfte sie dennoch nicht fliegen. Georges Ladoux., seit 1914 Leiter der Presse- und Telegrammzensur des Kriegsministeriums und seit Mai 1915 Leiter der neugegründeten und von ihm auch aufgebauten Section de Centralisation du Renseignement, hatte sie im Verdacht, für Deutschland zu spionieren und ließ sie zunächst überwachen. Als er von ihrer Unschuld überzeugt war, bot er ihr daraufhin an, für Frankreich tätig zu werden. Im rahmen ihrer Tätigkeit hatte sie u.a. Kontakt zu Margaretha Geertruida Zelle, gen. Mata Hari, als Beide im Laufe des Jahres 1916 zeitweise im Palace-Hotel in Madrid wohnten. Nach dem Krieges kehrte sie nach Paris zurück und begann wieder zu fliegen. Dort lernte sie Thomas Crompton, den damaligen Finanzdirektor der Rockefeller-Stiftung in Frankreich, kennen, den sie 1926 heiratete uind dadurch britische Staatsbürgerin wurde, andererseits jedoch ihrer französischen Staatsbürgerschaft verlustig ging. Nach Cromptons Tod im Jahre 1928 zog sie nach Bougival, westlich von Paris. Eine Rente der Rockefeller-Stiftung von monatlich 2000 FF ermöglichte ihr ein wohlhabendes Leben. Bekannt wurde Marthe Richrd, wie sie sich jetzt nannte, durch die Verleihung des Verdienstordens Légion d’honneur am 17.1.1933. In der nachfolgenden Zeit hielt Marthe Richard zahlreiche Vorträge über ihre Tätigkeit für den französischen Geheimdienst. Schließlich wurde ihr bisheriges Leben 1937 unter dem Titel Marthe Richard au service de la France vom Regisseur Raymond Bernard, unter anderen mit Erich von Stroheim als deutschem Offizier sowie Edwige Feuillère in der Titelrolle verfilmt.

1945 erlangte sie als kurzzeitiges Mitglied des Conseil municipal de Paris (Stadtverordnete) erneute Bekanntheit als Initiatorin des nach ihr benannten Gesetzes Loi Marthe Richard vom 13.4.1946 aufgrund dessen noch im selben Jahr sämtliche Bordelle in Frankreich geschlossen wurden. Nur wenige Jahre nach Inkrafttreten des Gesetzes sprach sie sich allerdings für eine Wiedereröffnung der Bordelle aus; hierfür bekam sie 1951 den inoffiziellen Prix du Tabou verliehen. Das Gesetz selbst wie auch dessen Auswirkungen blieben in der Folgezeit umstritten. Richard selbst setzte sich in den folgenden Jahren dafür ein, daß die Pariser Prostituierten “als eine Art öffentlicher Fürsorgerinnen anerkannt“ werden sollten. In der Folgezeit äußerte sie sich in der Öffentlichkeit immer wieder, gelegentlich widersprüchlich und insbesondere zu Fragen der Sexualität, und veröffentlichte auch noch mehrere Bücher.

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Paris, Cimetière du Père Lachaise, Columbarium

Wilhelm Friedrich Hufnagel

 

Deutscher Theologe und Pädagoge; studierte nach dem Abschluß des Gymnasiums in Schwäbisch Hall von 1773 bis 1775 Theologie an der Universität Altdorf, dann ab 1775 in Erlangen. Nach seiner Erhebung zum Magister und Privatdozent wurde er 1779 außerordentlicher und 1783 ordentlicher Professor in Erlangen. 1786 war er Rektor der Universität, 1788 wurde er zum Universitätsprediger und Senior des Predigerseminars ernannt. 1791 folgte Hufnagel einem Ruf nach Frankfurt am Main als Senior an das Predigerministerium. Zusammen mit dem Vorsitzenden des für die Schulaufsicht verantwortlichen lutherischen Konsistoriums, Friedrich Maximilian Freiherrn von Günderrode, reformierte er das rückständige Schulwesen der Stadt, in der es bis dato außer dem bereits 1520 gegründeten Städtischen Gymnasium keine öffentlichen Schulen gab, sondern nur die Quartierschulen, in welchen private Schulmeister gegen Entgelt aufgrund einer meist über Generationen vererbten städtischen Concession Elementarunterricht, d. h. Lesen, Schreiben, Grundrechnen, erteilten. 1803 gründeten er und Günderrode die erste Realschule Frankfurts, die als Probier- und Experimentierschule für seinerzeit neuartige pädagogische Konzepte im Geiste Johann Heinrich Pestalozzis den Namen Musterschule erhielt (aus deren Mädchenabteilung ging 1876 auch die erste Mädchenschule (heutige Elisabethenschule) hervor. Neben Hufnagel und Günderrode sammelte auch der Bankier Simon Moritz von Bethmann Spenden für die Musterschule ein.

Im Juli 1796 gehörte Hufnagel der Deputation an, die den österreichischen General Wartensleben zur Kapitulation überreden wollte, um eine Beschießung der Stadt durch die französische Revolutionsarmee zu vermeiden. Nach der Eroberung Frankfurts im August 1796 nahmen ihn die Truppen General Klébers zusammen mit den Patriziern Günderrode, Georg Steitz und Adolph Carl von Humbracht in Geiselhaft und brachten ihn nach Paris, um die Zahlung einer Kontribution von acht Millionen Francs zu erzwingen.

Auf Anregung Friedrich Hölderlins, der von 1796 bis Ende 1798 eine Anstellung als Hofmeister und Hauslehrer bei dem Frankfurter Bankier Jakob Friedrich Gontard hatte, vermittelte er Georg Friedrich Hegel 1797 die Stelle eines Hofmeisters im Hause des Weinhändlers Johann Noë Gogel.

Im Jahre 1823 wurde Wilhelm Friedrich Hufnagel wegen eines “Gemütsleidens” pensioniert. Das Amt eines Seniors des Predigerministeriums, das er bis dahin über 32 Jahre innegehabt hatte, blieb unbesetzt und wurde erst 1857 wieder vergeben

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Bilder: Dieter Georg (04/2021)

Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

Sidonie Amálie Vilemína Karolína Julie Marie Nádherná von Borutin

1917

 

Böhmische Baronin und Salonnière; jüngste Kind des Großgrundbesitzers Karel Boromejský Jan Ludvík Ritter Nádherný von Borutín und dessen Frau Amalie Klein von Wisenberg, einer Tochter des Unternehmers Albert Klein von Wisenberg.

Literarische Berühmtheit erlangte sie aufgrund ihrer Freundschaft zu dem Dichter Rainer Maria Rilke, mit dem sie von 1906 bis zu dessen Tod 1926 korrespondierte, und die Freundschaft, dann Liebe zum Schriftsteller Karl Kraus.

 

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Bild: gampe (05/2017) Wikipedia.cz
Bild: gampe (05/2017) Wikipedia.cz

Vrchotovy Janovice (Tschechien) Im Park des Schlosses

Sonstige LVII

Omnibus salutem!