Jean Baptiste Joseph Fourier

 

Französischer Mathematiker und Physiker; Sohn eines Schneiders; wurde bereits im Alter von zehn Jahren Vollwaise. 1887 begann er eine Ausbildung im Benediktinerkloster von Saint-Benoît-sur-Loire, das er 1789 verließ, um eine Reise nach Paris zu unternehmen. 1790 wurde er Lehrer an der École Royale Militaire von Auxerre, an der er zuvor studiert hatte. 1793 engagierte er sich während der Französischen Revolution im lokalen revolutionären Komittee. Von den Ereignisse des terreur abgestoßen, versuchte er vergeblich, sich aus dem Komittee zurückzuziehen. Während dieser Zeit wurde er kurzzeitig inhaftiert, 1895 dann aber an die École Normale Supérieure berufen, bevor er 1796 Joseph-Louis Lagranges Position an der École Polytechnique in Paris übernahm, die er bis 1798 bekleidete. Anschließend nahm er als Mitglied des wissenschaftlichen Stabes an der ägyptischen Expedition Napoléon Bonapartes teil. Nachdem Fourier 1801 nach Frankreich zurückgekehrt war, nahm er seine Tätigkeit an der École Polytechnique wieder auf und veröffentlichte wichtiges Material über das ägyptische Altertum - er war u.a. Mitautor der Description de l’Égypte. Fourier war es auch, der Jean-François Champollion eine Kopie der Inschrift des Steins von Rosette zeigte. Bis 1815 war Fourier, der 1808 zum Baron de l'Empire ernannt worden war, Präfekt des Département Isère. Während seiner Zeit in Grenoble veröffentlichte er seine Arbeiten zur Mathematik und mathematischen Physik, die ihn berühmt machten. In seiner Abhandlung Théorie analytique de la chaleur (1822, dt. Analytische Theorie der Wärme) entwickelte er die analytische Theorie der Wärmeausbreitung und -leitung mit Hilfe von Fourier-Reihen und Fourier-Integralen.. Mit deren Hilfe konnten in der Physik und Technik viele mathematische Probleme gelöst werden können. Damit werden unstetige Funktionen als Summe einer unendlichen Sinus-Kosinus-Reihe ausgedrückt. Fourier führte den Begriff der physikalischen Dimension ein. Im Jahr 1816 wurde Fourier in die Académie des sciences und 1827 in die Académie française aufgenommen.

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Bilder: Rama (07/2005) Wikipedia.org

Paris, Cimetière du Père Lachaise

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Herman Nohl

 

 

Deutscher Pädagoge und Philosoph; Sohn eines Gymnasiallehrers; studierte in Berlin Philosophie bei Friedrich Paulsen und Wilhelm Dilthey, dessen Hauptvertreter in Bezug auf die geisteswissenschaftliche Pädagogik er wurde. 1915 wurde er zum Wehrdienst eingezogen, blieb aber wegen einer Knieverletzung und seiner Kurzsichtigkeit mit Verwaltungsaufgaben betraut in Belgien in der der Etappe. Die Kriegserlebnisse führten von einer anfänglichen Bejahung des Krieges zu einer strikten Ablehnung. 1919 erhielt er einen Ruf an die Universität Jena, wechselte aber bereits 1920 nach Göttingen, wo er zum bedeutendsten Vertreter der Reformpädagogik in der Weimarer Republik wurde. 1937 erhielt er Lehrverbot und wurde entlassen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Nazi-Diktatur war er bis 1949 erneut Professor in Göttingen. Durch ihn wurde die Göttinger Schule der geisteswissenschaftlichen Pädagogik zu einer bis heute einflußreichen Richtung der Erziehungswissenschaft.

Gemeinsam mit Wilhelm Flitner, Theodor Litt und Eduard Spranger gab er das Handbuch der Pädagogik heraus. Schwerpunkte von Nohls Tätigkeit waren u.a. die Kindergarten- und Heimpädagogik, und er formulierte die Pädagogik als autonomen kulturellen Bereich.

Werke u.a.: Die pädagogische Bewegung in Deutschland und ihre Theorie (1933), Einführung in die Philosophie (1935), Charakter und Schicksal. Eine pädagogische Menschenkunde (1938),

Auszeichnungen u.a.: Goetheplakette der Stadt Frankfurt am Main (1959).

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Bilder: Heiko Bockstiegel (1999)

Göttingen, Stadtfriedhof

Eva-Marie Rühmkorf née Titze

 

 

Deutscher Psychologin und Politikerin (SPD); studierte  Psychologie, Theologie und Germanistik in Marburg und Hamburg; trat bereits während des Studiums dem Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS) bei und beteiligte sich an den Aktionen gegen die Wiederaufrüstung der Bundesrepublik Deutschland. Nach dem Studienabschluß als Diplompsychologin, arbeitete sie zuächst in verschiedenen Werbeagenturen, bevor sie 1968 schließlich in den Dienst der Justizbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg eintrat. Von 1988 bis 1990 war sie in Schleswig-Holstein Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur und von 1990 bis 1992 Ministerin für Bundesangelegenheiten sowie Stellvertreterin des Ministerpräsidenten Björn Engholm.

Verheiratet war sie 1964 mit dem Schriftsteller Peter Rühmkorf.

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Bilder: Matthias Bauer (05/2014)

Hamburg-Altona, Hauptfriedhof

Friedrich Wilhelm Adam Sertürner

 

Deutscher Apotheker, Entdecker des Morphins; Sohn des Landvermessers und Architekten Josephus Simon Sertürn (*1729, †1798), der ihn bis zu seinem frühen Tode unterrichtete und ihm auch naturwissenschaftlichen Unterricht angedeihen ließ. Ein Jahr nach dem Todes des Vater trat Fríedrich Sertürner als Lehrling in die Dienste des Paderborner Hofapothekers Franz Anton Cramer. In dessen Laboratorium begann er bald mit Experimenten, da er sich für die Wirkung von Pflanzenstoffen interessierte. .Seine Aufmerksamkeit richtete sich bald auf das Opium, das zu jener Zeit sehr häufig medizinisch eingesetzt wurde. Als galt jedoch als tückisch, da man sich damals über die Dosierungen und die entsprechenden Wirkungsweisen nicht im Klaren war. Klar war nur, daß sich im Opium ein Wirkstoff befinden müsse, der eine schmerzstillenden Wirkung habe. Sertürner gelang es, aus dem Saft des Opium einen Stoff zu isolieren, der alkalische Eigenschaften aufwies und in Tierversuchen eine betäubende Wirkung zeigte. Bald stellte Sertürner Morphin (Kunstwort zu griech. Μορφεύς-Morpheus, griechischer Gott des Traumes) aus Opium in Reinform her. Im Frühjahr 1806 zog er nach Einbeck und wurde dort zunächst Mitarbeiter in der Rats-Apotheke. Nachdem auch im Königreich Westphalen aufgrund eines Befehls von Napoléon die Gewerbefreiheit eingeführt worden war, konnte er 1809 seine eigene Apotheke gründen. Dort nahm er auch seine Forschungen wieder auf. Allerdings verlor er nach der Völkerschlacht bei Leipzig. im Jahre 1813 und dem folgenden Sturz der französisch-westphälischen Regierung das Apothekenrecht wieder. Bemühungen in anderen Apotheken unterzukommen mißlangen zunächst, und 1817 mußte Sertürner seinen Beruf aufgeben. In der folgenden Zeit widmete er sich der wissenschaftlichen Arbeit, verfaßte u.a. das Werk System der chemischen Physik, dessen beide Bände 1820 bzw. 1822 erschienen. Schließlich gelang es ihm 1821, die Ratsapotheke in Hameln zu pachten. Sertürner starb - schwer an Gicht leidend - bereits im Alter von nur 58 Jahren.

Seit 1928 wird die Sertürner-Medaille für Verdienste in der pharmazeutischen Wissenschaft verliehen. 

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Bilder: Heiko Bockstiegel (06/2014)

 Einbeck, Bartholomäus- bzw. Sertürnerkapelle

Hinweis: Friedrich Sertürner wurde in der Kapelle beigesetzt. Inschrift auf einem Stein: “Durch die verdienstvolle Entdeckung des Morphiums wirkte er zum Segen vieler kranker Menschen.”

Carl James Peter Graebe

 

Deutscher Chemiker; ältester Sohn des Frankfurter Handelsmanns und kurhessischen Konsuls Carl Graebe; besuchte die Abel- und Simonsche Lehr- und Erziehungsanstalt für Knaben und die höhere Gewerbeschule in Frankfurt am Main und begann 1858 ein Maschinenbaustudium am Polytechnikum in Karlsruhe. 1860 wechselte er nach Heidelberg, um dort bei Robert Wilhelm Bunsen Chemie zu studieren. Nach der Promotion 1862 setzte er seine Studien in Marburg fort. Nach Studienabschluß trat er 1864 trat er als zweiter Chemiker in die 1863 als Teerfarbenfabrik Meister, Lucius & Co. gegründeten und 1865 in umgenannten Farbwerke Meister LuciusBrüning in Höchst ein, wo er für die seinerzeit kleine Fuchsin-Fabrikatio verantworlich war. Parallel zu dieser Arbeit stellte er Versuche über die Gewinnung von Jod-Violett an, die im weiteren Verlauf zur Entdeckung des Jod-Grüns führten. Aufgrund der Hantierne mit Jod zog er sich eine Entzündung der Netzhaut zu, so daß er das Unternehmen wieder verlassen mußte und kurzzeitig als Büroassistent in der Papierfabrik Flinsch arbeitete, bevor er eine Reise nach Italien antrat. Als er 1865 von dort zurückgekehrt war, kam er zu Adolf von Baeyer, der zu jener Zeit Professor an der Gewerbeakademie in Berlin war.

Nach ihm und Fritz Ullmann ist die Graebe-Ullmann-Synthese benannt.

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Bilder: Dieter Georg (06/2014)

Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

Johann Gustav Bernhard Droysen

 

Deutscher Historiker und Politiker; eines von fünf Kindern eines lutherischen Militärpfarrers und der Tochter eines Eisenwarenhändlers; studierte nach dem Abitur in Stettin Philosophie und Philologie in Berlin, u.a. bei Georg Wilhelm Friedrich Hegel, und Karl Lachmann. Von 1827 bis 1829 war er zunächst als Hauslehrer von Felix Mendelssohn Bartholdy tätig, bevor er 1829 Oberlehrer am Berlinischen Gymnasium zum Grauen Kloster und ab 1833 Privatdozent wurde. 1835 wurde er Professor in Berlin und 1840 Professor der Geschichte in Kiel, wo er sich der neueren Geschichte und Politik zuwandte. Nachdem der dänische König Christian VIII. 1846 in einem offenen Brief den nationalen Kampf um die Herzögtümer gefordert hatte (Dänemark verfolgte bereits seit 1815 den Plan, wenigstens Schleswi , möglichst aber auch Holstein, der dänischen Monarchie völlig einzuverleiben), wurde Droysen vom nationalen Historiker zum nationalen Politiker und beteiligte Droysen sich 1848 am schleswig-holsteinischen Aufstand gegen diese Annexionspläne; 1848/49 war er Abgeordneter für Holstein in der Frankfurter Nationalversammlung. Dort plädierte er für ein deutsches Erbkaisertum - ohne Österreich unter Preußens Führung, d.h. für die sogenannte kleindeutsche Lösung. In seiner Geschichte der preußischen Politik, die zwischen 1855 und 1886 in 14 Bände erschien, vertrat er die These, daß die Politik der preußischen Hohenzollern der adäquate Weg hin zum deutschen Nationalstaat gewesen sei. In diesem Werk prägte er außerdem den in Deutschland geltenden Begriff ”Befreiungskriege” für die gegen Napoléon geführten Kriege in den Jahren 1813/14 und 1815 1850 zog er sich aus der Politik zurück und ging 1851 an die Universität von Jena und lehrte ab 1859 schließlich wieder in Berlin. 1867 wurde er Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften.

Als Geschichtstheoretiker legte er die Grundlage für die wissenschaftliche Eigenständigkeit der Geisteswissenschaft im Verhältnis zur Naturwissenschaft.

Werke u.a.: Geschichte Alexanders des Großen (1833), Geschichte des Hellenismus (2 Bde., 1836-43), Das Leben des Feldmarschalls Grafen Yorck von Wartenburg (3 Bde., 1851-52).

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Berlin, Alter Friedhof der Zwölf-Apostel-Gemeinde

Peter Ernst von Lasaulx

                

 

Deutscher Philologe, Geschichtsphilosoph und Politiker; Sohn eines Architekten; Sohn eines Architekten, der als solcher in der preußischen Rheinprovinz tätig war und dessen Familie in engem Kontakt u.a. zu Guido und Joseph Görres und Clemens Brentano stand. studierte von 1824 bis 1830 an der Universität Bonn klassische Philologie; wo zu seinen Lehrern u.a. August Wilhelm Schlegel und Barthold Georg Niebuhr, der 1825 aus Berlin an die Universität gekommen war, zählten. Nach ausgedehnten Reisen in Südeuropa und im Orient wurde Lasaulx 1835 erst außerordentlicher, 1837 dann Ordentlicher Professor an der Universität Würzburg und ab . 1844 Ordentlicher Professor für Philologie und Ästhetik an der Münchner Universität sowie Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 1847 wurde ihm aufgrund seiner königskritischen Haltung in der Affäre um die Schauspielerin Lola Montez, die wegen ihrer Affaire mit Ludwigs I. von Bayern und wegen ihres Lebensstils als “bayerische Pompadour” bezeichnet wurde, die Lehrerlaubnis entzogen. 1849 erhielt Lasaulx seine Lehrerlaubnis allerdings zurück, nachdem Lasaulx, der ein Jahr lang der Frankfurter Nationalversammlung für den 2. niederbayerischen Wahlkreis Abensberg angehörte, als Mitglied der Fraktion Café Milani konservative, auf die Stärkung von Monarchie und Kirche ausgerichtete Positione vertrat. Ab 1948 saß er in der Kammer der Abgeordneten im Bayerischen Landtag, dem er bis zu seinem Tod angehörte. Von 1856 bis 1857 war er Rektor der Münchener Universität.

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Bilder: Hajo Rackel (06/2014)

München, Alter Südlicher Friedhof

Walter Friedrich Gustav Hermann Otto

 

 

Deutscher Altphilologe; Sohn eines Apothekermeisters; begann als Stipendiat des Evangelisches Stift Tübingen erwartungsgemäß ein Studium der Theologie, wechselte jedoch nach zwei Semestern zur Klassischen Philologie zunächst ebenfalls in Tübingen, dann an der Universität Bonn. Nach seiner Promotion und dem Staatsexamen für das Lehramt an höheren Schulen war er als Assistent bei den vorbereitenden Arbeiten für den Thesaurus Linguae Latinae (ThLL, lat. Schatzhaus der lateinischen Sprache) tätig, wofür er nach München umzog. Bis 1911 wirkte er als Redaktor und Verfasser des Onomasticum Latinum (lat. Lateinische Namensverzeichnis) in dieser Zeit habilitierte er sich zudem bei Otto Crusius. Im Herbst 1911 erhielt Otto einen Ruf als a. o. Professor an die Universität Wien, von wo aus er 1912 nach Basel und im Jahr, als der Erste Weltkrieg begann an die neugegründete Universität in Frankfurt am Main. Dort lehrte er die ächsten zwanzig Jahre auf dem Lehrstuhl für klassische Philologie. 1934 erfolgte ein Ruf an die Universität von Königsberg, wo er Nachfolger des von den Nazis vertriebenen Paul Maas tätig wurde. Von 1939 und 1940 war er gemeinsam mit Karl Reinhardt und Ernesto Grassi Herausgeber der Jahrbücher Geistige Überlieferung. Außerdem war er ab 1933 Mitglied im ”Wissenschaftlichen Ausschuß“ des Nietzsche-Archivs und ab 1935 bis 1945 dessen Leiter. Als die Rote Armee 1944 auf Königsberg vorrückte, gelang ihm zwar die Flucht nach Westen, aber er mußte seinen gesamten Besitz dort zurücklassen. Nach Kriegsende erhielt Otto zunächst nur Vertreterstellen: Ende 1945 in München, 1946 in Göttingen, Herbst 1946 als Gastprofessor in Tübingen, dann ebendort Vertreter, in allen Fällen fürden Fachbereich Gräzistik. Nach der Wiederbesetzung des Tübinger Lehrstuhls gehörte er dem Lehrkörper der Universität als Emeritus an.

Otto arbeitete besonders über den griechischen Mythos und ist v.a. für seine Arbeiten über Bedeutung und Nachwirkung der griechischen Religion und Mythologie bekannt. Sein Werk Die Götter Griechenlands, Das Bild des Göttlichen im Spiegel des griechischen Geistes, das zuerst im Jahre 1929 erschien und zu einem Standardwerk nicht nur für Wissenschaftler wurde, gilt als sein bekanntestes..

Werke u.a.: Der Geist der Antike und die christliche Welt (1923), Kulturgeschichte d. Altertums. Überblick üb. neue Erscheinungen. München (1925), Dionysos. Mythos und Kultus (1933), Der Dichter und die alten Götter (1942), Das Vorbild der Griechen (1949), Die Gestalt und das Sein. Gesammelte Abhandlungen über den Mythos und seine Bedeutung für die Menschheit (1955).

Inschrift: Dis Manibus [für die Manen (i.e. Geister der Toten)]

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Bilder: Klaus Paap (07/2014)

Tübingen, Bergfriedhof

Gustav Friedrich Hartlaub

 

 

Deutscher Kunsthistoriker; Vater der Schriftsteller Felix (*1913; vermißt 1945) und Geno Hartlaub (*1915, †2007); studierte Kunstgeschichte und Philosophie in Freiburg, Berlin, München, Wien und Göttingen, wo er 1910 auch promovierte. und war dann 1912 zunächst an der Kunsthalle Bremen als Assistent von Gustav Pauli tätig, bis ihn Fritz Wichert 1913 als Mitarbeiter an die Kunsthalle Mannheim holte. 1923 wurde er Direktor der Mannheimer Kunsthalle. Dort setzt er sich für die Förderung der zeitgenössischen Kunst, insbesondere des Expressionismus ein und entdeckte eine Reihe neuer Künstler. Bei einer am 14.6.1925 eröffneten gleichnamigen Ausstellung moderner Malerei prägte er den Begriff “Neue Sachlichkeit“. Nach der ”Machtergreifung“ der Nationalsozialisten mußte er im Zuge derer neuen Kulturpolitik am 20.3.1933 zwangspensioniert und mußte seinen Posten räumen. Bis 1945 war er dann als Mitarbeiter der Frankfurter Zeitung tätig. 1946 wurde Hartlaub, der bereits 1939 nach Heidelberg umgezogen war, Vorsitzender des Heidelberger Kunstvereins; Lehrbeauftragter an der Universität Heidelberg. Dort gründete er 1946 gemeinsam mit dem Politikwissenschaftler und Journalisten Dolf Sternberger die Heidelberger Volkshochschule. Von 1949 bis 1959 war er Honorarprofessor für Kunstgeschichte in Heidelberg

Hartlaub war zweimal verheiratet: In erster Ehe seit 1912 mit Felicie Mathilde, née Meyer und nach deren Tod im Jahr 1930 in zweiter Ehe seit 1931 mit Erika, née Schellenberg (*1903, †1984)..

Werke u.a.: Der Genius im Kinde (1922)

Inschrift: Integer vitae [Untadelig im Leben]

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Bilder: Klaus Paap (07/2014)

Heidelberg OT Schlierbach, Neuer Friedhof

Jan Evangelista Ritter von Purkyně (seit 1869)

               

Tschechischer Physiologe; Sohn eines Verwaltungsbeamten; Vater des Malers Karel Purkyně; besuchte eine tschechische Volksschule in seinem Geburtsort und anschließend das Piaristengymnasium im mährischen Nikolsburg (heute Mikulov, Tschechien). Nach seiner dortigen Ausbildung erhielt er 1805 einen Lehrauftrag für die zweite Gymnasialklasse. Nach einem einjährigen Philosophiestudium an der Karls-Universität Prag folgte von 1809 bis 1812 eine Tätigkeit als Hauslehrer. Dann wandte er sich der Medizin zu und stuidierte ab 1813 in Prag mit besonderem Interesse für die Anatomien und Physiologie. 1818 wurde er zum Dr. med. promoviert und arbeitete als Assistent der Anatomie und Physiologie als Prosektor. 1823 wurde er Professor an der Universität Breslau, wo er Physiologie und Pathologie lehrte. Im Jahr 1829 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt. 1850 übernahm er an der Karls-Universität Prag die Leitung des neu gegründeten Physiologischen Institutes und förderte dort besonders die physiologische Optik und die Entwicklungsgeschichte

von Purkyně entdeckte u.a. das Purkinje-Bläschen (Keimbläschen), 1834 mit Gabriel Gustav Valentin (*1810, †1883) das Flimmerepithel, ferner viele entoptische Wahrnehmungen (z.B. die Purkinje-Aderfigur, die Schatten der Netzhautgefäße) sowie die Ganglienzellen im Kleinhirn (Purkinje-Zellen). Purkinje beschrieb die nach ihm benannten Fasern im Erregungsleitungssystem des Herzens, das Purkinje-Phänomen und prägte den Begriff ”Protoplasma.

Verheiratet war er seit 1827 mit Julia, Tochter des Berliner Anatomen und Physiologen Karl Asmund Rudolphi.

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Bilder: Klaus Meinert (10/2016)

Prag-Vysehrad, Ehrenfriedhof Slavin

Wissenschaft & Forschung LXXIV

Omnibus salutem!